Letztes Jahr waren fast 17 Millionen Patienten in Deutschland wegen einer stationären Behandlung in einem Krankenhaus. Schon seit Jahren sind immer die gleichen fünf der insgesamt 22 Hauptdiagnosen, die bei den Klinikpatienten festgestellt werden, der Grund für mehr als die Hälfte der stationären Aufenthalte.
2022 gab es über 16,8 Millionen stationäre Klinikpatienten
Vor Kurzem hat das Statistische Bundesamt (Destatis) aktuelle Krankenhausstatistiken für das Berichtsjahr 2022 veröffentlicht. Demnach wurden hierzulande letztes Jahr über 17,2 Millionen Personen in einer Klinik ambulant oder stationär behandelt. Das waren über 46.500 Personen beziehungsweise knapp 0,3 Prozent mehr als noch im Jahr davor. In den Jahren vor der Coronapandemie, konkret von 2007 bis 2019, gab es noch deutlich mehr Klinikpatienten, nämlich jährlich zwischen 17,6 bis 20,1 Millionen.
Im Detail ging die Zahl der kurzfristigen Klinikaufenthalte, bei denen Personen nur wenige Stunden in der Klinik verbrachten, im Jahr 2022 gegenüber dem Vorjahr um 11,6 Prozent auf insgesamt rund 368.000 ambulant versorgte Patienten zurück – der bisher niedrigste Wert. Auch seit der Jahrtausendwende sank die Anzahl der ambulanten Fälle deutlich. In den Jahren 2000 bis 2020 wurden jährlich noch zwischen fast 440.000 (im Jahr 2020) und 777.400 Personen (im Jahr 2000) ambulant in einem Krankenhaus versorgt. Allerdings ist auch die Anzahl der Krankenhäuser rückläufig: Im Jahr 2000 gab es noch 2.242 Kliniken mit insgesamt 552.680 Betten, 2022 waren es nur noch 1.893 Krankenhäuser mit 480.382 Betten.
Betrachtet man allerdings die 16,8 Millionen stationär behandelten Krankenhausfälle im Jahr 2022 im Vergleich zum Vorjahr, gab es hier eine Steigerung, nämlich um 63.300 Behandlungsfälle beziehungsweise 0,4 Prozent. Die Anzahl der Patienten, die von 2007 bis 2019, also vor der Coronapandemie, mindestens einen Tag oder länger in einer Klinik behandelt wurden, war jedoch noch deutlich höher. Damals waren es zwischen 17,1 und 19,5 Millionen stationäre Krankenhausfälle pro Jahr.
Verweildauer im Schnitt 7,2 Tage
Im Schnitt betrug die Verweildauer der stationären Patienten letztes Jahr 7,2 Tage. Dieser Wert ist seit nunmehr fünf aufeinanderfolgenden Jahren nahezu gleichgeblieben. Zum Vergleich: 1991 lag die durchschnittliche Verweildauer noch bei rund 14 Tagen und ist dann bis 2018 immer weiter gesunken.
Allerdings hängt die Dauer des Krankenhausaufenthaltes auch von der Art des Leidens und der notwendigen Behandlung ab. Während die durchschnittliche Verweildauer laut Destatis in den Fachabteilungen Innere Medizin und Allgemeine Chirurgie bei nur 5,2 beziehungsweise 5,3 Tagen lag, waren die Patienten in der Geriatrie im Schnitt 15,3 Tage und in den psychiatrischen Fachabteilungen sogar zwischen 24,1 und 43,9 Tagen im Krankenhaus.
Die häufigste Diagnose: Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Üblicherweise wird für jeden Krankenhauspatienten mindestens eine der insgesamt 22 Hauptdiagnosen im Rahmen der „Internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten und verwandten Gesundheitsprobleme“ (ICD-10) erstellt. Sie verdeutlicht, warum ein Patient stationär behandelt wird.
Seit dem Jahr 2000 ist die häufigste Hauptdiagnose, wegen der Menschen stationär behandelt werden, die gleiche, nämlich Krankheiten des Kreislaufsystems. Darunter fallen beispielsweise Herzinfarkt, Arterien- und Venenerkrankungen wie Thrombose oder auch Bluthochdruck. Auch im Jahr 2022 wurden anteilig die meisten, nämlich 2,48 Millionen Patienten beziehungsweise 14,7 Prozent, aller stationären Fälle wegen dieser Diagnose in der Klinik behandelt.
Über 1,7 Millionen Verletzte wurden stationär behandelt
Auf dem zweiten Platz lagen letztes Jahr Verletzungen oder Vergiftungen und bestimmte andere Folgen äußerer Ursachen mit über 1,73 Millionen Betroffenen, was mehr als jedem zehnten stationär behandelten Patienten (10,3 Prozent) entspricht. In den drei Jahren davor, also 2019, 2020 und 2021, war dies noch die dritthäufigste Diagnose, die zu einem mehrtätigen Klinikaufenthalt geführt hat.
Knapp 1,72 Millionen Klinikpatienten (10,2 Prozent) wurden 2022 zudem wegen einer Neubildung stationär behandelt, dazu zählen gut- oder auch bösartige Neubildungen wie Krebs. Das ist Rang drei der häufigsten Hauptdiagnosen. In den beiden vorangegangenen Jahren lag diese Diagnose noch auf Platz zwei. 2019 nahmen die Neubildungen noch den vierten Rang ein.
Die vierthäufigste gestellte Diagnose entfiel dagegen letztes Jahr mit fast 1,66 Millionen stationären Fällen (9,8 Prozent) auf Krankheiten des Verdauungssystems wie Darm-, Magen- und Lebererkrankungen, Gallensteine oder auch Blinddarmentzündungen. Gegenüber den beiden Vorjahren hat sich hier die Rangfolge nicht geändert – 2019 belegte diese Diagnose jedoch noch den zweiten Rang.
Der fünfte Platz der stationären Fälle ging 2022 wie auch in den drei Jahren zuvor an die Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems und des Bindegewebes. Knapp 1,41 Millionen Patienten (8,4 Prozent) wurden allein letztes Jahr deswegen im Krankenhaus mindestens einen Tag oder länger behandelt. Insgesamt verursachten seit der Jahrtausendwende die genannten fünf häufigsten Diagnosen jedes Jahr mehr als die Hälfte aller stationären Behandlungsfälle – letztes Jahr lag der Anteil bei 53,4 Prozent.
Fast eine Million stationärer Fälle wegen psychischer Störungen
Bei der Rangfolge der nächsten fünf häufigsten Diagnosen, also Platz sechs bis zehn, hat sich seit 2019 nichts geändert. Rang sechs nahmen die Krankheiten des Atmungssystems mit über 1,11 Millionen Patienten (6,6 Prozent) im Jahr 2022 ein. Danach folgten psychische Störungen und Verhaltensstörungen. Diese wurden bei über 973.400 stationären Fällen (knapp 5,8 Prozent) diagnostiziert.
Weitere knapp 971.100 stationäre Patienten wurden unter anderem wegen Krankheiten des Urogenitalsystems länger als einen Tag im Krankenhaus behandelt. Dies war mit einem Anteil von ebenfalls fast 5,8 Prozent bei allen stationären Fällen die achthäufigste Diagnose. Auf Rang neun folgten mit über 897.200 Fällen (5,3 Prozent) Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett. Und den zehnten Platz bei den häufigsten Gründen, die zu einem stationären Klinikaufenthalt geführt haben, belegen Symptome und abnorme Laborbefunde, die anderenorts nicht klassifiziert sind, mit rund 682.400 Fällen.
Diese Diagnosen führten zu deutlich mehr Klinikpatienten
Übrigens: Auf vier der 22 Hauptdiagnosen entfielen 2022 summenmäßig deutlich mehr stationär behandelte Patienten als noch im Jahr davor. Dies waren Behandlungsfälle aufgrund von Endokrine, Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten (plus 32.800 Fälle), Verletzungen oder Vergiftungen und bestimmte andere Folgen äußerer Ursachen (plus 41.300 Patienten), bestimmte infektiöse und parasitäre Krankheiten (plus 51.200 Patienten) und Krankheiten des Atmungssystems (plus 93.600 Fälle).
Es gab aber auch Diagnosen, die letztes Jahr zu nennenswert weniger stationären Fällen geführt haben. Dazu zählten unter anderem Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett mit 51.100 weniger Patienten, aber auch Neubildungen – hier gab es einen Rückgang um 32.800 stationäre Behandlungen.
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