EU: Weniger Bürokratie und kein Provisionsverbot für Finanzdienstleister

Gute Nachrichten aus Brüssel: Die EU will die Bürokratie in der Finanzvermittlung reduzieren – und das Provisionsverbot steht offenbar nicht mehr zur Debatte.

Bisher waren Meldungen aus dem Europaparlament für Finanzdienstleister meist mit neuen Pflichten verbunden, die ins Tagesgeschäft integriert werden mussten. Die neu zusammengesetzte EU-Kommission tendiert im Bereich Finanzdienstleistung offenbar in die entgegengesetzte Richtung: Bürokratie soll besonders in der Dokumentationspflicht abgebaut, bei anvisierten Regulierungen soll zurückgerudert werden. Dies meldet das Fachmagazin FONDS professionell unter Berufung auf Branchenvertreter.

Insbesondere ein mögliches Provisionsverbot sorgte in der Branche immer wieder für Unruhe. Ex-EU-Finanzmarktkommissarin Mairead McGuinness brachte es regelmäßig ins Spiel, wenn es um die Regulierung von Finanzdienstleistern ging. Die Rede war stets von einem generellen Verbot von Provisionszahlungen durch Versicherer an Vermittler.

Mögliche Folgen eines Provisionsverbots

Branchenseitig befürchtete man, dass ein solches Verbot eine schlechtere Beratung von Geringverdienern zur Folge hätte. In Großbritannien, wo Provisionen verboten sind, sei dies bereits der Fall. Zudem könne sich nicht jeder Kunde eine teure Honorarberatung leisten. In Märkten mit Provisionsverbot sei bereits ein starker Rückgang bei der Vermittlung von wichtigen Vorsorgeprodukten zu verzeichnen. Zudem wäre ein Provisionsverbot auch existenzbedrohend für zahlreiche Vermittler.

Aktuell sieht es so aus, dass die Ende 2024 neu zusammengesetzte EU-Kommission das Provisionsverbot erst einmal von ihrer Agenda gestrichen hat. Auch neue Rechtsvorschriften sollen bis auf wenige wichtige Ausnahmen wie die Retail Investment Strategy nicht vorangetrieben werden. Stattdessen wolle man sich unter anderem auf bessere Möglichkeiten zur privaten Altersvorsorge für Bürger konzentrieren. Für die Finanzdienstleistungsbranche bedeutet das: Durchatmen und weiterhin wie gehabt im Sinne des Kunden bedarfsgerecht und ethisch beraten.