Sicherer Schulweg für Abc-Schützen

Letztes Jahr ist nach einem Corona-bedingten Rückgang die Anzahl der meldepflichtigen Schulwegunfälle um fast 42 Prozent auf knapp 89.000 Fälle wieder deutlich angestiegen. Erstklässler sind dabei besonders gefährdet. Eltern können jedoch das Unfallrisiko ihrer Kinder minimieren.

Jede Woche im Schnitt über 1.700 Schulwegunfälle

Genau 88.718 meldepflichtige Schulwegunfälle – also durchschnittlich 1.706 Unfälle pro Woche – gab es nach Angaben der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung e.V. (DGUV) im Jahr 2022. Das sind 41,85 Prozent oder in absoluten Zahlen 26.173 Fälle mehr als im Jahr zuvor. Insgesamt ist im gleichen Zeitraum zudem die Anzahl dieser Unfälle mit tödlichem Ausgang von 16 auf 17 gestiegen.

Der Grund für diesen negativen Trend ist wohl im Rückgang des Homeschoolings, wie es in der Coronapandemie noch vielfach durchgeführt wurde, zu suchen. Damit einhergehend kommt es derzeit zu einer „Normalisierung“ der Zahlen, denn bis einschließlich 2019 – dem Vor-Coronajahr – lag die Anzahl der meldepflichtigen Schulwegunfälle noch bei über 100.000 Fällen pro Jahr.

Grundsätzlich versteht man unter einem Schulwegunfall all jene Unfälle von Vorschulkindern, Schülern und Studenten, die sich auf dem Hin- oder Rückweg von zu Hause zum Kindergarten oder zu einer sonstigen staatlich anerkannten Tageseinrichtung, zur Schule oder zur (Fach-)Hochschule ereignen. Meldepflichtig ist jeder Unfall auf dem Schulweg, der eine ärztliche Behandlung nach sich zieht.

Jeder fünfte Schulwegunfall ereignete sich letztes Jahr auf dem Hin- oder Rückweg von zu Hause zur Grundschule. Eltern können allerdings einiges unternehmen, um die Unfallgefahr auf dem Schulweg zu minimieren – dies gilt insbesondere bei Erstklässlern beziehungsweise Abc-Schützen. Die wichtigsten Maßnahmen sind in diesem Zusammenhang das Einüben und die Wahl des sicheren Schulwegs. Selbst die Auswahl der passenden Kleidung spielt für die Sicherheit eine wichtige Rolle.

Der sicherste Weg

Der kürzeste Weg von zu Hause zur Schule ist in vielen Fällen nicht immer der sicherste. Deshalb sollten Eltern, bevor sich ihr Kind zum ersten Mal auf den Weg macht, die sicherste Strecke heraussuchen. Das bedeutet unter anderem Folgendes: Wenn eine Straße überquert werden muss, sollten dafür Fußgängerampeln, Zebrastreifen sowie Über- oder Unterführungen genutzt werden – auch wenn das im Einzelfall bedeutet, dass der Schulweg länger ist.

Riskante Stellen wie Toraus- und -einfahrten, schlecht einsehbare Straßen und Straßenkreuzungen, Bahnübergänge, Baustellen oder Fahrbahnen ohne Bürgersteige sollten, wenn möglich, vermieden werden.

Für einige Städte und Gemeinden stehen Schulwegpläne zur Verfügung, die örtliche Schulwege mit möglichst wenig Gefahrenstellen aufzeigen. Sie werden von Behörden, Eltern und/oder den Schulen erstellt und sind – sofern es solche Pläne für die jeweilige Schule gibt – bei der Schule oder Kommune erhältlich. Unter anderem informiert in Baden-Württemberg das dortige Landeskriminalamt auf der Website www.gib-acht-im-verkehr.de im Rahmen der Aktion „Sicherer Schulweg“ über das Thema der Schulwegpläne in diesem Bundesland.

Im Webauftritt www.gefahrenstellen.de der Initiative für sichere Straßen GmbH, der auch vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) gefördert wird, gibt es eine deutschlandweite Zusammenstellung von Gefahrenstellen in Kartenform. Zudem kann man sich sichere Schulwege durch die Eingabe von Start- und Zielort anzeigen lassen.

Üben, üben, üben

Besonders wichtig ist neben einem sicheren Schulweg, dass Eltern mit ihren Kindern die Strecke einüben – und zwar mehrmals über längere Zeit, am besten mindestens zwei bis drei Wochen vor dem ersten Schultag. Dabei sollte den Kindern vor Ort genau erklärt und aufgezeigt werden, worauf sie aufpassen müssen, wo Gefahrenstellen sind und wie sie sich im Straßenverkehr zu verhalten haben.

Tipp: Nach einigem Üben kann man die Situation durchaus einmal tauschen, das heißt, das Kind erklärt den Eltern den Schulweg mit all seinen Gefahrenstellen. Ziel ist es, dass das Kind die Verkehrsregeln sowie den Weg zur Schule und die dabei lauernden Unfallgefahren genau kennt, bevor es sich allein auf den Weg macht.

Mit öffentlichen Verkehrsmitteln …

Benutzen Kinder öffentliche Verkehrsmittel, um zur Schule zu gelangen, muss das richtige Verhalten an der Straßenbahnhaltestelle, an der Bushaltestelle oder am Bahnhof sowie im Zug, im Bus oder in der Straßenbahn ebenfalls geübt werden. Das Kind muss genau wissen, wo die Gefahrenzonen sind und mit welchem Abstand zur Bordsteinkante es auf das Verkehrsmittel warten soll.

Man sollte einem Kind zudem erklären, warum das Schubsen und Drängeln an der Haltestelle oder auch im Verkehrsmittel gefährlich sein kann. Ist im Zug, im Bus oder in der Straßenbahn kein Sitzplatz frei, sollten Kinder wissen, an welcher Stelle sie sich am besten hinstellen und sich festhalten sollten.

… oder mit dem Rad zur Schule

Nach Angaben der Unfallforschung der Versicherer (UDV) sollten Kinder erst nach der bestandenen Fahrradfahrprüfung, die in der Regel in der vierten Klasse von der Schule angeboten wird, allein mit dem Rad zur Schule fahren. Kleinere Kinder sind nämlich mit der Koordination der unterschiedlichen Aufgaben beim Radfahren wie Treten und Lenken sowie dem Einhalten der Verkehrsregeln oftmals überfordert.

Hinweis: Gemäß § 2 Abs. 5 StVO (Straßenverkehrsordnung) müssen Kinder bis zum achten Lebensjahr auf dem Bürgersteig oder dürfen, wenn vorhanden, auf dem Radweg fahren. Kinder im Alter zwischen acht und zehn Jahren dürfen den Bürgersteig benutzen. Sollten Kinder mit dem Rad unterwegs sein, gehört ein Helm mittlerweile zum Sicherheitsstandard.

Sichtbar werden, Stress vermeiden

Grundsätzlich ist es wichtig, dass das Kind jeden Tag früh genug den Schulweg antritt, um stressfrei anzukommen. Eltern sollten zudem ihrem Kind klar zu verstehen geben, dass es keine Angst haben muss, wenn es sich einmal verspätet. Wer nämlich in Panik gerät, weil er fürchtet, zu spät zu kommen, wird schnell unvorsichtig und rennt beispielsweise, ohne auf den Verkehr zu achten, über die Straße.

Übrigens: Selbst das Outfit in Form von einer hellen, farbenfrohen Kleidung, Kleidungsstücken mit reflektierenden Accessoires sowie Reflektoren an der Schultasche kann das Unfallrisiko senken, weil dies die Gefahr minimiert, übersehen zu werden.

Weitere Informationen dazu, was man bei der Streckenplanung zur Schule beachten sollte und welche weiteren Präventionsmaßnahmen je nach Verkehrsmittel wichtig sind, enthält das Webportal der UDV sowie deren kostenlos downloadbare Broschüre „Der sichere Schulweg“. Sicherheitstipps zum Schulweg und zur Unfallrisikominimierung findet man zudem in den Webauftritten der Bundesarbeitsgemeinschaft Mehr Sicherheit für Kinder e.V. und der Deutschen Verkehrswacht e.V.

Zu allen Fachfragen rund um die Unfallversicherung ist die Fachabteilung Sach der SDV AG gerne für Sie erreichbar:
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