Die Tendenz der vergangenen Jahre hat sich bestätigt. Denn die Lebensversicherer müssen zwar ein Minus beim Neugeschäft hinnehmen, dafür stieg das Annual Premium Equivalent deutlich. Die Prioritäten der Kunden haben sich allerdings etwas verschoben.
Neugeschäft bei den Lebensversicherern geht zurück
Betrachtet man die tatsächlichen Zahlen, so wurden im vergangenen Jahr um etwas mehr als 50 000 Stück Policen weniger abgeschlossen, dafür stieg das Annual Premium Equivalent auf 9,37 Millionen. Gefragt waren vor allem Policen mit der Möglichkeit der Einmalbeiträge, die bei der Zahl der eingelösten Versicherungsscheine an Haupt- und Zusatzversicherungen zum Jahresende im Branchenschnitt um mehr als ein Drittel auf 27,14 Milliarden Euro stiegen.
Prioritäten haben sich verschoben
Was in den vergangenen Jahren noch meisten gefragt war, nämlich die Kapitallebensversicherung, hat nun an Bedeutung verloren. Im vergangenen Jahr wurden nur mehr 362 000 solcher Verträge verkauft. Eine stärkere Nachfrage verzeichnen da schon die Rentenversicherungen, von denen immerhin 1,12 Millionen Verträge abgeschlossen wurden. Das sind in Zahlen knapp 39 000 Policen mehr als noch im Jahr zuvor.
Am gefragtesten waren die sonstigen Lebensversicherungen, darunter die fondsgebundenen Verträge. Diese belegten bei den eingelösten Policen mit 1,3 Millionen Stück die absolute Spitzenposition, was einem Zuwachs von 193 464 Stück bedeutet. Der Neugeschäftsanteil verbucht eine Steigerung von 4,1 Prozent. Hinter diesen Policen findet sich im Ranking die Kollektiv-Versicherung, die dennoch um knapp 170 000 Stück weniger verkaufte als noch im Jahr davor.
Welche Vertriebswege vom Interesse an Lebensversicherungen profitieren
Der internationale Versicherungsmakler und Unternehmensberaterkonzern Willis Towers Watson hat zu diesem Thema eine aktuelle Vertriebswege-Studie erstellt und findet eine eindeutige Antwort. Demnach profitieren vom gesteigerten Interesse und der Nachfrage an Lebensversicherungen vor allem die Banken. Diese konnten das Neugeschäft im vergangenen Jahr auf 30,6 Prozent ausbauen, damit liegen sie im Ranking erstmals vor den Maklern und den Mehrfachagenten. Deren Anteil am Neugeschäft fiel von 31 auf 30 Prozent.
Ein dominanter Vertriebsweg ist und bleibt jedoch die Einfirmenvermittlung, die ein knappes Prozent verliert, aber immer noch bei 32 Prozent Anteil liegt. Das Direktgeschäft findet mit knapp 4 Prozent dagegen kaum Bedeutung bei den Vertriebswegen.
Makler auf Platz 2
Wirft man einen Blick auf die Statistik in Sachen Geschäft mit Einmalbeiträgen, so sind auch hier die Banken an erster Stelle zu finden. Sie konnten hier um einen satten Prozent gegenüber dem Vorjahr zugewinnen. Aber schon auf dem zweiten Platz finden sich die Makler, die einen Neugeschäftsanteil von 24,2 Prozent verbuchen konnten. Die Entwicklung, die einen deutlichen Ausbau der Marktposition verzeichnete, wurde mit einem Rückgang von 1,3 Prozent zum ersten Mal gestoppt. Einfirmenvertreter liegen im Ranking der Vertriebswege – ebenfalls mit einem Verlust an Prozentpunkten – auf Platz 3.
Die Erklärung, warum die Banken beim Vertriebsweg von Lebensversicherungen eine derartige Dominanz erleben, ist vermutlich einfach. Denn zwischen ihnen und dem Kunden bestehen meist eine sehr gute Vertrauensbasis und eine umfassende Kenntnis der finanziellen Situation.
Beim Einmalgeschäft legen die Makler zu
Auch wenn die Spitzenposition im Vertriebsweg der Lebensversicherungen vergeben ist, können Makler dennoch auf ein gutes vergangenes Jahr zurückblicken. Denn das Neugeschäft konnte nach absoluten Zahlen trotz des Rückgangs von Marktanteilen deutlich stärken. Bei laufenden Beiträgen steht ein Plus von 10 Prozent, während es beim Einmalgeschäft sogar bei 25 Prozent liegt.
Wer sich die Zahlen der einzelnen Versicherer ansieht, stellt fest, dass die Branchenführer deutlich von der gesteigerten Nachfrage profitieren. Mehr als 60 Prozent des Neugeschäfts ging demnach an die 10 führenden Lebensversicherer. Rechnet man hier Einzelunternehmen und Versicherungsgruppen zusammen, beträgt der Anteil sogar 77 Prozent.
Corona als Herausforderung
Auch wenn der Prozess der Marktkonzentration auf einige dominante Anbieter eher langsam läuft, ist doch deutlich erkennbar, dass vor allem die Marktführer den Anteil am Geschäft deutlich ausbauen. Damit wird logischerweise der Platz für mittelgroße und kleine Lebensversicherer zunehmend geringer, was einen Mehraufwand an Fokussierung nach sich ziehen sollte.
Die seit knapp einem Jahr wütende Corona-Pandemie könnte die Entwicklung allerdings stark beschleunigen, immerhin sind einige Versicherer mit Problemen bei der Kapitalanlage konfrontiert. Während Covid-19 ist die Volkswirtschaft rund um den Globus deutlich am Schwächeln, immer mehr Staaten müssen sich deutlich verschulden. Das wiederum hat zur Folge, dass die Zinsen noch einen längeren Zeitraum auf einem rekordverdächtigen Niedrigniveau bleiben werden. Man kann davon ausgehen, dass der Trend bei den Lebensversicherungen weiterhin bei Produkten, die nur mehr geringe Garantien aufweisen, stark zunehmen werde. Zudem ist zu erwarten, dass fondsgebundene Policen deutlich an Bedeutung zulegen werden.
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