In Deutschland gibt es eine deutliche Pflegelücke – die private Vorsorge ist meist unzureichend

Es ist durchaus bekannt, dass eine stationäre Betreuung in einem Pflegeheim durchaus kostenintensiv ist, doch nach wie vor investieren zu wenige Deutsche in eine Pflegezusatzversicherung. Das Institut der deutschen Wirtschaft hat nun in einer aktuellen Studie aufgezeigt, wie viele bzw. wie wenige Haushalte sich nicht einmal ein komplettes Jahr in einem Pflegeheim leisten könnten.

Zuschuss durch die soziale Pflegeversicherung stieg deutlich an

Eine stationäre Versorgung in einem Pflegeheim wird immer kostenintensiver, zuletzt stieg der durchschnittliche Eigenanteil auf mehr als 2 000 Euro. Die Daten des Verbandes der Ersatzkassen haben in einem Bericht, der vom 01. Juli diesen Jahres datiert, ergeben, dass Pflegebedürftige derzeit pro Monat durchschnittlich 2 015 Euro dazu legen mussten. Am ersten Januar 2020 waren es noch 1940 Euro und damit um genau 75 Euro weniger als derzeit. Vergleicht man die Zahlen mit denen aus dem Vorjahr, so stiegen die durchschnittlichen Kosten für jeden mit Pflegebedarf um satte 124 Euro.

Geringe Anzahl an Pflegezusatzversicherungen

Trotz der hohen Kosten, die entweder der Pflegebedürftige selbst oder seine Angehörigen im Fall der Fälle tragen müssen, ist die Zahl der Abschlüsse einer privaten Pflegezusatzversicherung eher gering. Stellt sich die Frage, wie die Kosten im Pflegefall aus eigener Tasche gestemmt werden können. Dazu hat das IW Köln einen Blick auf die Vermögens- und Einkommensdaten des SOEP geworfen. Untersucht wurden die Daten der Erwerbstätigen im Alter von 45 und 65 Jahren sowie die Rentnerhaushalte. Das Ergebnis ist ernüchternd, denn es geht davon aus, dass knapp zwei Drittel dieser beiden Haushaltsgruppen eine stationäre Unterbringung in einem Pflegeheim für eine Person nur für knapp ein Jahr bestreiten kann. Fünf Jahre Aufenthalt in einer Einrichtung können nicht einmal die Hälfte der untersuchten Haushalte stemmen, der exakte Prozentsatz liegt bei 41 Prozent.

Zahl der Pflegebedürftigen wird steigen

Experten gehen davon aus, dass ungefähr jeder Zweite in der Bevölkerung mindestens einmal in seinem Leben zum Pflegefall wird. Bis zum Jahr 2020 wird sich die Zahl der Pflegebedürftigen in Deutschland verdoppelt haben. Auch die Tatsache, dass immer öfter erwachsene Kinder bis zu 100 Kilometer von ihren Eltern entfernt ihren Hauptwohnsitz haben, steigert die Wahrscheinlichkeit der Notwendigkeit einer Heimunterbringung.

Derzeitige Generation der Rentner steht noch gut da

Wer sich die derzeitige Generation an Rentnern und deren Einkommen ansieht, stellt schnell fest, dass hier die Lage noch aussichtsreicher ist. Im Jahr 2017 hätten noch 72 Prozent der Betroffenen einen einjährigen Aufenthalt in einem Pflegeheim selbst finanzieren können, eine längere Phase von fünf Jahren in stationärer Versorgung immerhin noch knapp 67 Prozent.

Eine Studie des IW Köln, die erst kürzlich publiziert wurde, zeigt allerdings einen negativen Trend. Denn die Betrachtung aus Einkommen und Vermögen zeigt, dass die heute über 65-jährigen überwiegend ein unterdurchschnittliches Einkommen haben, aber oftmals höhere Vermögenswerte besitzen. Ob die darauf folgenden Generationen ebenso gut finanziell aufgestellt sind, ist mit Blick auf die Entwicklung von Demografie und Wirtschaft eher ungewiss.

Klar ist, dass private Vorsorge einen immer höheren Stellenwert bekommt, denn der Eigenanteil wird weiter ansteigen. Sollte sich die derzeit zu beobachtende Entwicklung des klaren Ungleichgewichts von Einnahmen und Auszahlungen weiter verstärken, geht der Verband Privater Krankenkassen davon aus, dass der Durchschnittsverdiener bei einem Beitragssatz von 4,85 Prozent in der SPV erhöhen wird, und zwar von derzeit 98 Euro auf 146 im Jahr 2025. Das von der Großen Koalition in der derzeitigen Regierung festgesetzte Ziel der Sozialabgaben von maximal 40 Prozent ist dann nicht mehr haltbar.

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