Erhöhtes Unfallrisiko – nicht nur bei Fahranfängern

Nach einer offiziellen Statistik wurden 2021 im Schnitt pro 1.000 versicherte Pkws 46 Kfz-Haftpflichtunfälle verursacht. Die Daten zeigen zudem, dass sich die Unfallhäufigkeit je nach Alter der Autofahrer teils deutlich unterscheidet. Nicht nur bei den Fahranfängern liegt die anteilige Zahl der selbst verursachten Unfälle weit über dem Durchschnitt.

Mehr Pkws, weniger Schäden, höherer Schadendurchschnitt

Jährlich stellt der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV) die Daten über den Schadenverlauf in der Kfz-Haftpflichtversicherung zur Verfügung, die dann als Gemeinschaftsstatistik von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) veröffentlicht werden. In der aktuell abrufbaren „Jahresgemeinschaftsstatistik Kraftfahrzeug-Haftpflichtversicherung“ wurden die Unfalldaten für das Jahr 2021 ausgewertet.

Laut der Statistik waren im Berichtsjahr knapp 46,1 Millionen Autos ohne Taxis und Mietautos im Schnitt ein Jahr versichert – 1,1 Prozent mehr als im Vorjahr. Insgesamt wurden damit im Jahr 2021 fast 2,13 Millionen Kfz-Haftpflichtschäden verursacht. Das waren gegenüber 2020 fast 3,5 Prozent weniger Haftpflichtunfälle.

Im Schnitt ereigneten sich in 2021 somit pro 1.000 Pkws 46 Autounfälle, für die die Kfz-Haftpflichtversicherer eine Entschädigung entsprechend den erlittenen Personen-, Sach- und/oder Vermögensschäden der Unfallgegner oder anderer Geschädigten im Rahmen der in der Kfz-Police vereinbarten Deckungssummen zu zahlen hatten. Damit ist die Unfallhäufigkeit gegenüber dem Vorjahr – 2020 ereigneten sich 48 Kfz-Haftpflichtschäden je 1.000 versicherte Pkws – um 3,8 Prozent gesunken.

Insgesamt erbrachten die Kfz-Haftpflichtversicherer für die genannten Haftpflichtunfälle eine Schadensleistung von 8,65 Milliarden Euro. Das waren knapp 0,9 Prozent weniger als 2020. Die Streitkosten für eine Schadenregulierung wie Anwalts- oder Gutachterhonorare sind hier noch nicht erfasst. Die durchschnittliche Schadenhöhe je Kfz-Haftpflichtschaden lag in 2021 bei rund 4.066 Euro und somit fast 2,7 Prozent über dem Vorjahr.

Unterschiede bei der Unfallhäufigkeit je nach Altersklasse

Die GDV-Datenanalyse belegt unter anderem, wie das sogenannte differenzierte Alter der Kfz-Nutzer die Unfallhäufigkeit beeinflusst. Der GDV erläutert den in der Statistik benutzten Begriff des differenzierten Nutzeralters wie folgt: „Jeder Kombination aus dem Alter des jüngsten Nutzers und dem Alter des Versicherungsnehmers wird genau eine Altersklasse für das Nutzeralter zugewiesen. Dabei ist das Alter des jüngsten Nutzers bzw. des Versicherungsnehmers maßgeblich, das zur Altersklasse mit dem höheren Schadenbedarf gehört.“

Von den 46,1 Millionen versicherten Pkws war bei 42,0 Millionen Autos das Alter der jüngsten Fahrer, die das Fahrzeug nutzten, bekannt. Insgesamt wurden anteilig zur Anzahl der Autos, die von den jeweiligen Altersklassen gefahren werden, die meisten Kfz-Haftpflichtunfälle von Fahranfängern bis zum 26. Lebensjahr sowie von Senioren im Alter ab 75 Jahren verursacht.

Die höchste Unfallhäufigkeit wiesen dabei die bis 18-jährigen Autofahrer auf. Konkret gab es 97 Kfz-Haftpflichtschäden je 1.000 Pkws, die von Personen mit einem differenzierten Nutzeralter bis 18 Jahren gefahren wurden. Damit ist die Unfallquote in dieser Altersklasse mehr als doppelt so hoch wie im Durchschnitt – im Detail liegt sie 111 Prozent über dem Durchschnittswert.

Die 19- und die 20-Jährigen verursachten mit 84 und 75 Unfällen pro 1.000 Pkws im Vergleich zu allen Altersklassen ebenfalls übermäßig viele Kfz-Haftpflichtschäden. Sie lagen damit 83 beziehungsweise 63 Prozent über dem Durchschnitt. Die vierthöchste Unfallhäufigkeit hatten die ab 82-Jährigen. Im Berichtsjahr entfielen auf diese Altersklasse 74 Unfälle je 1.000 Autos, die von dieser Altersgruppe genutzt wurden.

Die niedrigste Unfallquote, nämlich 37 Unfälle je 1.000 Pkws, gab es innerhalb des differenzierten Nutzeralters von 42 bis 62 Jahren sowie von 63 bis 67 Jahren. Die Unfallhäufigkeit in beiden Altersklassen lag damit 20 Prozent unter dem Durchschnitt. Im Detail weisen die GDV-Daten für 2021 folgende Schadenhäufigkeit pro 1.000 Pkws, die von Fahrern mit dem jeweils angegebenen differenzierten Nutzeralter gefahren wurden, aus:

  • Bis 18 Jahre: 97 Kfz-Haftpflichtschäden,
  • 19 Jahre: 84 Kfz-Haftpflichtschäden,
  • 20 Jahre: 75 Kfz-Haftpflichtschäden,
  • ab 82 Jahre: 74 Kfz-Haftpflichtschäden,
  • 25 bis 26 Jahre: 67 Kfz-Haftpflichtschäden,
  • 21 bis 22 Jahre: 67 Kfz-Haftpflichtschäden,
  • 79 bis 81 Jahre: 63 Kfz-Haftpflichtschäden,
  • 23 bis 24 Jahre: 59 Kfz-Haftpflichtschäden,
  • 77 bis 78 Jahre: 58 Kfz-Haftpflichtschäden,
  • 75 bis 76 Jahre: 54 Kfz-Haftpflichtschäden,
  • 73 bis 74 Jahre: 48 Kfz-Haftpflichtschäden,
  • 27 bis 41 Jahre: 47 Kfz-Haftpflichtschäden,
  • 71 bis 72 Jahre: 44 Kfz-Haftpflichtschäden,
  • 68 bis 70 Jahre: 40 Kfz-Haftpflichtschäden,
  • 63 bis 67 Jahre: 37 Kfz-Haftpflichtschäden und
  • 42 bis 62 Jahre: 37 Kfz-Haftpflichtschäden.

Hohe Kfz-Haftpflichtschäden durch Fahranfänger

Bei der durchschnittlichen Schadenhöhe je Kfz-Haftpflichtunfall ergibt sich ein ähnliches Bild. Die höchsten Kfz-Haftpflichtschäden werden durch junge Leute bis zum 26. Lebensjahr verursacht. Im Schnitt lagen die Leistungen je Unfall, die die Kfz-Versicherer für Kfz-Haftpflichtschäden, die Fahrer der sechs aufgeführten Altersklassen bis zum 26. Lebensjahr verursacht hatten, zwischen 7 und 17 Prozent über dem Durchschnitt, der 2021 bei 4.066 Euro lag.

Die teuersten Schäden verursachten die bis 18-Jährigen mit im Schnitt 4.753 Euro je Kfz-Haftpflichtunfall. Für Autounfälle der 25- bis 26-Jährigen hatten die Kfz-Versicherer 4.739 Euro aufzuwenden. Bei den 19- bis 24-Jährigen lag je nach differenziertem Nutzeralter die durchschnittliche Schadenhöhe je Unfall zwischen 4.346 Euro und 4.704 Euro.

In allen anderen Altersklassen und damit auch bei den älteren Autofahrern waren die Schäden unterdurchschnittlich hoch. Die Altersklasse mit der vierthöchsten Unfallquote, nämlich die ab 82-Jährigen, hatten eine Schadenhöhe von im Schnitt 4.044 Euro und lagen damit rund 0,5 Prozent unter dem Durchschnitt. Die niedrigsten Schäden verursachten die 75- bis 76-Jährigen mit einer durchschnittlichen Höhe je Kfz-Haftpflichtunfall von 3.636 Euro.

Altersspezifische Unterschiede bei den Unfallursachen

Die Gründe dafür, dass junge Fahrer anteilig häufiger Kfz-Haftpflichtschäden verursachen als andere, sehen Experten unter anderem in der fehlenden Fahrpraxis. Oftmals unterschätzen sie Risiken im Straßenverkehr oder reagieren nicht angemessen. Dies belegen auch die Fahrfehler, die laut einer Unfallstatistik aus 2021 des Statistischen Bundesamtes (Destatis) bei den Fahranfängern besonders oft zu Unfällen führten.

Beispielsweise verursachten die 18- bis 25-Jährigen rund viermal häufiger schwere Verkehrsunfälle mit Verletzten wegen einer nicht angepassten Geschwindigkeit als Fahrer im Alter ab 65 Jahren. Auch wegen eines zu geringen Abstandes gab es bei jüngeren Fahrern anteilig mehr Unfälle als bei Senioren.

Bei den älteren Autofahrern führen dagegen vermehrt körperliche Einschränkungen wie eine nachlassende Konzentration und Reaktion sowie eine schleichende Verschlechterung des Seh- und Hörvermögens, aber auch der Beweglichkeit zu Unfällen.

So wurde nach den Destatis-Daten den Autofahrern im Seniorenalter knapp 30 Prozent häufiger als den unter 65-Jährigen vorgeworfen, die Vorfahrt beziehungsweise den Vorrang anderer Fahrzeuge missachtet zu haben. Anteilig zu je 100 Unfällen mit gleichen Ursachen war auch die Anzahl der Fahrfehler beim Abbiegen, Wenden, Rückwärtsfahren, Ein- und Anfahren bei den ab 65-Jährigen fast 21 Prozent höher als bei den Fahrern der anderen Altersklassen.

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