Leitungswasserschäden sind die häufigsten und insgesamt teuersten Schäden, die Gebäudeversicherer zu regulieren haben. Zwei Drittel aller Leitungswasserschäden sind auf Installations- und Montagefehler sowie auf betriebsbedingte Ursachen wie Frostschäden zurückzuführen. Laut Experten könnten auch viele Schäden vermieden werden.
Aktuelle Statistiken des Gesamtverbands der deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV) zeigen, dass die Wohngebäude- und Hausratversicherer letztes Jahr fast 3,6 Milliarden Euro für versicherte Leitungswasserschäden zahlten. Der Gesamtschadenaufwand erreichte damit einen neuen Rekordwert.
3,3 Milliarden Euro für Leitungswasserschäden bei Wohngebäuden
Allein den Wohngebäudeversicherern wurden 2020 1,1 Millionen versicherte Leitungswasserschäden mit einer Gesamtschadenhöhe von 3,3 Milliarden Euro gemeldet. Der Schadendurchschnitt je Leitungswasserschaden lag bei 3.003 Euro.
Wie in den Vorjahren entfielen damit von allen versicherten Risiken einer Wohngebäudeversicherung auf Leitungswasserschäden nicht nur die häufigsten gemeldeten Schäden, sondern in der Gesamtsumme auch die teuersten.
Während sich die Anzahl der versicherten Leitungswasserschäden pro Jahr nur wenig unterscheidet, sind der Gesamtaufwand der Versicherer für diese Schäden sowie die durchschnittliche Schadenhöhe je Ereignis teils deutlich gestiegen. Im Vergleich zu 2005 hat sich in 2020 beispielsweise der Gesamtschadenaufwand, den die Versicherer für diese Schäden leisteten, aber auch die durchschnittliche Schadenhöhe je Schadenereignis mehr als verdoppelt, während die Anzahl der Schäden in etwa gleich geblieben ist.
Die häufigsten Schadenursachen
Das Institut für Schadenverhütung und Schadenforschung der öffentlichen Versicherer e.V. (IFS) analysiert seit 2003 die Schadenursachen für Leitungswasserschäden und hat jüngst die Auswertung für die Jahre 2003 bis 2020 veröffentlicht. Der Hauptgrund für ein bestimmungswidrig austretendes Leitungswasser sind mit einem Anteil von rund 39 Prozent Installations- und Montagefehler, durchgeführt von Fachkräften, aber auch von Laien.
Mehr als jeder vierte Leitungswasserschaden, konkret 27 Prozent, ist auf die Betriebsbedingungen zurückzuführen. Darunter fallen beispielsweise Frostschäden an den wasserführenden Leitungen, aber auch das Korrodieren oder Platzen eines flexiblen Anschlussschlauchs im Spülschrank, in welchem Putzmittel aufbewahrt werden. Chloridhaltige Reinigungsmittel können z.B. das Stützgeflecht von flexiblen Schläuchen schädigen, wenn dieses nicht chlorbeständig ist. Dadurch entfällt die Stützwirkung und der Schlauch kann durch den Leitungsdruck platzen.
Etwa jeder zehnte Leitungswasserschaden (11 Prozent) wird durch Produktmängel verursacht, beispielsweise weil Dichtungen, Eckventile oder Rohre durch Materialfehler undicht werden. Ein Prozent der Leitungswasserschäden sind auf Planungsfehler und die restlichen 22 Prozent auf andere Umstände zurückzuführen.
Diese Komponenten sind besonders schadenanfällig
Die häufigsten Komponenten, die durch eine fehlerhafte Installation, mangelnde Wartung, Materialfehler oder sonstige Ursachen zu Leitungswasserschäden führen, sind Verbindungen und Dichtungen. In 26 Prozent der untersuchten Schäden kam es hier zum ungewollten Wasseraustritt.
Ein Viertel der Leitungswasserschäden (25 Prozent) trat bei Geräten oder Baugruppen wie Boilern, Durchlauferhitzern, Spül- oder Wassermaschinen auf. Weitere 19 Prozent entfielen auf Rohrbrüche, 18 Prozent auf Armaturen, beispielsweise, weil diese falsch installiert wurden, 10 Prozent auf beschädigte Schläuche und 2 Prozent auf Leckagen an Anlagen wie einer Heizungs-, Hebe- oder Entkalkungsanlage.
Eine Rohrinstallation im Haus hat unter idealen Voraussetzungen eine Lebenserwartung von etwa 50 Jahren, wie IFS-Experten betonen. Doch sind beispielsweise die Rohre nicht auf die Wasserqualität angepasst oder werden die Wasserleitungen wochenlang nicht genutzt, kann die Lebenserwartung sogar unter 20 Jahren liegen. Dies ist mit ein Grund, warum die Schadenhäufigkeit bei ab 35 Jahre alten Häusern dreimal höher ist als bei bis zu vier Jahre alten Wohngebäuden.
Leitungswasserschäden verhindern
Laut den IFS-Experten sind gut geplante und fachgerecht ausgeführte Leitungswasserinstallationen die Grundlage für einen langen, störungsfreien Betrieb. Sinnvoll sind möglichst kurze und leicht zugängliche Leitungen – eine Verlegung im Estrich oder unter Fliesen sollte möglichst vermieden werden. Die verwendeten Komponenten wie Rohre und Dichtungen sollten eine hohe Qualität aufweisen und zum Einsatzweck sowie zur Wasserqualität passen.
Der IFS rät zudem zum Einbau von Feinfiltern im Leitungssystem, denn dieses verhindern, dass schädliche Fremdpartikel wie Metallspäne oder Sand in das System eingetragen werden und beispielsweise Metallrohre dadurch schneller korrodieren. Wichtig ist auch die regelmäßige Kontrolle und/oder Wartung der Leitungen und wasserführenden Geräte und Anlagen. Details dazu können in der Regel den Herstellerinformationen entnommen werden. Außerdem sollte man vermeiden, dass das Wasser wochenlang in den Leitungen steht.
Leitungen sollten zudem nicht mit scharfen oder chlorhaltigen Reinigungsmitteln oder anderen Chemikalien in Berührung kommen. Flexible Leitungen dürfen weder geknickt werden noch auf scharfkantigen Oberflächen aufliegen. Wasch- und/oder Spülmaschine sollten mit einem Aquastopp-System ausgerüstet sein und am besten nur betrieben werden, wenn man anwesend ist. Auch ein Nachrüsten eines Aquastopp-Systems ist meist möglich. So mancher Leitungswasserschaden lässt sich auch vermeiden, wenn man den Zulauf (Wasserhahn) zu den Geräten bei Nichtbenutzung abdreht.
Damit Frost nicht zum Problem wird
Um Leitungswasserschäden durch Frost zu verhindern, sollten alle Räume ausreichend beheizt und das Heizungsventil nicht vollständig zugedreht werden. Dies gilt laut GDV „insbesondere für wenig genutzte Räume wie Keller, Vorrats- oder Abstellräume, Gästezimmer und Gäste-WC“. Der GDV warnt: „Die Frostschutzstellung am Heizkörperventil schafft nur bedingt Sicherheit: Der sogenannte Frostwächter sorgt lediglich dafür, dass der Heizkörper nicht einfriert. Rohre, die entfernt vom Heizkörper verlegt sind, werden nicht geschützt.“
Liegt die Außentemperatur nahe dem Gefrierpunkt, ist es wichtig, dass keine kalte Zugluft z.B. durch undichte oder geöffnete Fenster und Türen auf offen liegende Leitungswasserrohre beispielsweise im Keller einwirken kann. „Freiliegende Wasserrohre und -speicher sollten mit wärmedämmendem Isoliermaterial vor den kalten Temperaturen geschützt werden“, so der GDV.
Wasserführende Leitungen im Außenbereich beispielsweise zu einem Wasserhahn oder Brunnen sollten vom Wasserkreislauf mittels eines Absperrventils getrennt und dann entleert werden, z.B. indem man den Außenwasserhahn öffnet. Weitere Tipps und eine Checkliste, wie sich Leitungswasserschäden durch Frost vermeiden lassen, sind im Webauftritt des IFS abrufbar.
Nicht jeder Rohrbruch ist versichert
Übrigens, je nach Policenvereinbarung gibt es teils erhebliche Unterschiede, inwieweit bestimmte Leitungswasserschäden von der Wohngebäudeversicherung ganz, teilweise oder auch gar nicht übernommen werden. Nicht jede Police sichert beispielsweise Schäden durch bestimmungswidrig ausgetretenes Leitungswasser aus einem Aquarium, einem Zimmerbrunnen oder einem Wasserbett im Haus ab oder übernimmt Frost- und sonstige Bruchschäden an Armaturen wie Wasser- und Absperrhähnen, Ventilen sowie Sanitäreinrichtungen, oder an Heizkörpern, Heizkesseln und Wasserboilern.
Oftmals sind auch Frost- und sonstige Bruchschäden an Wasserzuleitungsrohren, an Regenrohren sowie Rohren von Klima-, Solarthermie-, Geothermie- und Wärmepumpenanlagen, die sich außerhalb des versicherten Gebäudes befinden, nicht versichert. Das Gleiche gilt für Frost- und sonstige Bruchschäden an Abwasserrohren außerhalb des Hauses, selbst wenn sie der Entsorgung des versicherten Gebäudes dienen.
Die Manufaktur Augsburg bietet bei der Wohngebäudeversicherung einen umfassenden Versicherungsschutz mit dem Premium-Plus-Tarif, der unter anderem auch die oben genannten Leitungswasser- und Bruchschäden abdeckt.
Mehr Infos zur Wohngebäudeversicherung finden Sie hier: https://www.manaug-produktgeber.de/wohngebaeudeversicherung/
Zu allen Fragen rund um die Produkte der Manufaktur Augsburg GmbH steht Ihnen dessen Team gerne unter Tel. 0821/71008-500 oder E-Mail: info@manaug.de zu Verfügung.