In den vergangenen Jahren, konkret gesagt in den Jahren vor Ausbruch der Pandemie, waren die Zeiten für den Abschluss von Rechtsschutzpolicen schwierig. Aufgrund des zweiten Kostenrechtsmodernisierungsgesetzes aus dem Jahr 2013 stiegen die Rechtsanwalts- und Gerichtskosten spürbar und Versicherer warnten vor einer Kostenexplosion. Doch nun ist eine deutliche Zunahme der telefonischen Rechtsberatungen erkennbar.
Ein Versicherungszweig in der Krise
Erhebliche Verteuerungen der Kosten und Gebühren bei Gerichtsstreitigkeiten sind das eine. Und Klagswellen, wie sie der VW-Skandal um manipulierte Abgaswerte im Jahre 2015 auslöste, der andere Faktor, der den Zweig der Rechtsschutzversicherungen in die Krise trieb. Branchenkenner sprechen davon, dass der Dieselgate-Skandal den Versicherern bis dato 667 Millionen Euro Kosten verursachte – und das bei einem Streitwert sämtlicher verhandelter Fälle in Höhe von 5,9 Milliarden Euro.
In den Jahren 2014 bis 2016 gab es in der Branche tiefrote Zahlen, die branchenweite Schaden-Kosten-Quote je Versicherer lag im Schnitt bei mehr als 100 Prozent. Die Reaktion erfolgte in Form von Beitragsanpassungen, womit auch die durchschnittliche Schaden-Kosten-Quote wieder auf unter 100 Prozent sank. Im Jahr 2018 erfolgte aber wieder ein Anstieg, demnach beliefen sich die Schadenaufwendungen auf durchschnittlich knapp 100 Millionen Euro pro Versicherer.
Durchatmen im Jahr 2019
Im Jahr 2019 entspannte sich die Lage in den Rechtsschutzversicherungen wieder, auch die Combined Ratio des Marktes sank auf 96,92 Prozent. Die Schadenaufwendungen stiegen zwar wider, allerdings lagen sie bei durchschnittlich knapp 120 Millionen Euro pro Versicherer. Diese negative Tendenz wurde durch ein Plus bei den Vertragszahlen sowie bei den Prämieneinnahmen weitgehend kompensiert.
Und nun – in Zeiten der Pandemie?
Klar ist, dass die Nachfrage nach telefonischer Rechtsberatung seit Ausbruch der Corona-Pandemie vor knapp einem Jahr deutlich zugenommen hat. Zwischen März und Dezember 2020 wurden seitens der Versicherer ca. 1,6 Millionen Beratungen verzeichnet, was einen Monatswert von ca. 150 000 Gesprächen ergibt. Damit ist ein Zuwachs von knapp einem Viertel im Vergleich zu normalen Monaten zu verzeichnen, meldete der GDV.
Besonders nachgefragt werden Beratungen in Sachen Vertrags- und Arbeitsrecht, 294 000 telefonische Anfragen zum Arbeitsrecht mit Fokus auf Kündigung und Kurzarbeit wurden wahrgenommen.
Experten gehen davon aus, dass die Nachfrage nach anwaltlicher Beratung per Telefon auch in diesem laufenden Jahr auf einem hohen Niveau halten wird. Damit rückt eine Police, die allgemein als nützlich, aber nicht unbedingt notwendig in der Versicherungsmappe angesehen wird, deutlich in den Fokus der Aufmerksamkeit.
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