Letztes Jahr wurden fast 364.000 Menschen hierzulande bei Verkehrsunfällen verletzt oder getötet, wie Daten des Statistischen Bundesamtes belegen. Aus der Verkehrsunfallstatistik geht auch hervor, welche die häufigsten Fehler der Unfallbeteiligten waren, die zu diesen Unfällen geführt haben.
Fast 290.000 Verkehrsunfälle mit Personenschäden
Nach den aktuellen Verkehrsstatistiken des Statistischen Bundesamtes (Destatis) ereigneten sich letztes Jahr knapp 2,41 Millionen polizeilich erfasste Verkehrsunfälle. Bei jedem achten Unglück, konkret bei 289.672 Unfällen, erlitten insgesamt 363.922 Personen einen gesundheitlichen Schaden. Im Detail wurden im Jahr 2022 bei diesen schweren Verkehrsunfällen 361.134 Menschen verletzt und 2.788 Personen getötet.
Die Anzahl aller polizeilich registrierten Verkehrsunfälle erhöhte sich von 2021 auf 2022 um 4,0 Prozent. Die Anzahl der Unfälle mit Personenschäden stieg noch deutlicher, nämlich um 11,8 Prozent. Die Zahl der Personen, die bei Unfällen verletzt oder getötet wurden, erhöhte sich im selben Zeitraum um 11,7 Prozent – die Anzahl der Verletzten stieg um 11,8 Prozent, die der Verkehrstoten um 8,8 Prozent.
Über 90 Prozent der Unfallursachen sind Fehler von Verkehrsteilnehmern
Insgesamt kann ein Unfall von einer Person oder mehreren Verkehrsteilnehmern, durch jeweils ein Fehlverhalten, oder von Personen, die mehrere Fehler begangen haben, verursacht werden. Es gibt aber auch Unfälle, die sich ereignet haben, ohne dass dafür ein Verkehrsteilnehmer verantwortlich war.
Die häufigsten Ursachen, die zu schweren Verkehrsunfällen führten, nämlich über neun von zehn, wurden durch Fehlverhalten von Verkehrsteilnehmern ausgelöst. Nur etwa jeder zehnte Unfall mit Personenschäden hatte andere Ursachen, wie technische Fehler am Fahrzeug oder ein plötzlich auftretendes Hindernis auf der Straße, beispielsweise ein umgestürzter Baum. Allein letztes Jahr registrierte die Polizei nach den Daten der Destatis über 355.000 Fehlverhalten von Verkehrsteilnehmern, also von Fahrzeugfahrern bis Fußgängern, die zu Unfällen mit Verletzten oder Toten geführt haben.
Zu den Unfallursachen, die keinem Fehlverhalten eines Verkehrsteilnehmers zuzurechnen sind, gehören zum einen 3.592 festgestellte technische Mängel, wie beschädigte Reifen oder defekte Bremsen an den Fahrzeugen der Unfallbeteiligten, und zum anderen sonstige Unfallursachen. So wurde letztes Jahr von der Polizei neben den technischen Mängeln 27.290-mal sonstige, nicht personenbezogene Faktoren, wie widrige Witterungs- oder Straßenverhältnisse, zum Beispiel durch Eisregen, starken Nebel oder Öl auf der Fahrbahn, aber auch durch Hindernisse auf der Straße, wie ein umgestürzter Baum oder ein plötzlich auf die Straße springendes Reh, als Unfallursache vermerkt.
Damit waren 92 Prozent aller Ursachen, die zu schweren Verkehrsunfällen geführt haben, menschliche Fehler, weniger als ein Prozent technische Mängel und rund sieben Prozent sonstige Ereignisse wie Hindernisse auf der Fahrbahn und widrige Witterungs- und Straßenverhältnisse.
Rund sechs von zehn Unfallverursacher sind Autofahrer
Betrachtet man alle Verkehrsteilnehmer, die einen schweren Unfall verursacht haben, trifft die Pkw-Fahrer mit einem Anteil von 59,2 Prozent an allen Ursachen, die zu solchen Unglücken geführt haben, am häufigsten die Hauptschuld. Platz zwei belegen die Fahrrad- und Pedelecfahrer. Insgesamt fällt jedes fünfte Fehlverhalten anteilig zu allen Unfallursachen auf diese Verkehrsteilnehmer. Im Detail sind 15,2 Prozent der Unfallgründe den Rad- und 4,8 Prozent den Pedelecfahrern zuzuschreiben.
5,2 Prozent der Fehler, durch die ein schwerer Unfall mit verursacht wurde, entfiel auf die Fahrer von Güterkraftfahrzeugen. Weitere 5,0 Prozent der Unfallursachen ist Fahrern von Krafträdern mit amtlichem Kennzeichen, also zum Beispiel Motorräder, Motorroller oder Leichtkrafträder, zuzurechnen. Rund 2,5 Prozent der Unfallgründe entfielen auf Fahrer von Krafträdern mit Versicherungskennzeichen wie Mopeds, Mofas oder S-Pedelecs.
Ferner schrieb die Polizei 2,4 Prozent der Unfallursachen den Fahrern von Elektrokleinstfahrzeugen wie E-Scooter und Segways sowie 3,2 Prozent den Fußgängern zu.
Die wenigsten Hauptschuldigen anteilig zu allen festgestellten Unfallursachen gab es bei den Busfahrern (0,8 Prozent), den Führern anderer Fahrzeuge wie Eisenbahnen, Straßen- oder U-Bahnen (0,8 Prozent), den Fahrern von sonstigen Kraftfahrzeugen wie Krankenwagen oder Wohnmobilen (0,5 Prozent), den Nutzern von landwirtschaftlichen Zugmaschinen (0,4 Prozent) sowie den sonstigen Verkehrsteilnehmern, die zum Beispiel als Reiter unterwegs waren.
Die riskantesten Fehlverhalten der Kfz-Fahrer …
Die durchschnittlich häufigsten Fehlverhalten durch Fahrzeugfahrer, die zu schweren Unfällen geführt haben, waren Fehler beim Abbiegen, Wenden, Rückwärtsfahren sowie beim Ein- und Anfahren. Allein 15,4 Prozent aller Unfallursachen durch Fahrzeugfahrer entfallen darauf. Weitere häufige Fahrfehler durch Fahrzeuglenker, die schwere Unfälle zur Folge hatten, waren die Missachtung von Vorfahrt oder Vorrang (13,4 Prozent), ein nicht ausreichender Abstand (12,6 Prozent), eine unangepasste Geschwindigkeit (11,0 Prozent), eine falsche Straßenbenutzung (7,1 Prozent) und die Teilnahme am Straßenverkehr unter Alkoholeinfluss (4,8 Prozent).
Die vier häufigsten Fahrfehler aller Fahrzeugführer sind auch die häufigsten Fehler von Pkw-Fahrern, die zu schweren Unfällen führten. Nur der Anteil dieser Unfallursachen an allen festgestellten Fahrfehlern von Pkw-Fahrern war in fast allen Fällen, mit Ausnahme der Geschwindigkeitsüberschreitungen, etwas höher. So entfielen 19,7 Prozent der Unfallursachen durch Pkw-Fahrer auf Fehler beim Abbiegen, Wenden, Rückwärtsfahren sowie Ein- und Anfahren, 17,3 Prozent auf die Missachtung der Vorfahrt und des Vorrangs, 15,1 Prozent auf Abstandsfehler und 10,1 Prozent auf eine nicht angepasste Geschwindigkeit.
Anders als im Schnitt bei allen Fahrzeugfahrern ist bei den Fahrern eines Kraftrades mit amtlichem Kennzeichen eine nicht angepasste Geschwindigkeit der häufigste Fahrfehler, der zu schweren Unfällen führte. Der Anteil betrug 18,9 Prozent im Vergleich zu allen unfallverursachenden Fehlern dieser Verkehrsteilnehmer. Das Gleiche gilt für die Fahrer eines Kraftrades mit Versicherungskennzeichen, hier lag der Anteil sogar bei 33,0 Prozent.
… sowie der Fahrradfahrer und der Fußgänger
Die meisten Unfälle lösten die Fahrrad- und Pedelecfahrer dadurch aus, dass sie auf der falschen Straßenseite fuhren. Anteilig waren dies 15,9 Prozent aller festgestellten Fahrfehler dieser Verkehrsteilnehmer, die zu schweren Unfällen führten.
Bei den Fußgängern war ein Fehlverhalten besonders unfallträchtig: 72,2 Prozent aller Verhaltensfehler der Fußgänger, die einen Unfall mit Personenschäden auslösten, sind auf Fehler beim Überschreiten der Fahrbahn zurückzuführen, zum Beispiel, weil die Betroffenen über die Straße gelaufen sind, ohne auf andere Verkehrsteilnehmer zu achten.
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