Nachdem die Anzahl der Kraftwagendiebstähle hierzulande sechs Jahre in Folge gesunken ist, gab es letztes Jahr wieder eine Steigerung – und zwar um 18 Prozent. Auffällig sind zudem die regionalen Unterschiede. In Berlin war die Diebstahlhäufigkeit in Relation zur Einwohneranzahl 2,3-mal höher als im bundesweiten Durchschnitt und 72-mal höher als in der Region mit der niedrigsten Klaurate.
Fast 70 Kraftwagendiebstähle jeden Tag
Aus der aktuellen Polizeilichen Kriminalstatistik 2022 des Bundeskriminalamtes geht hervor, dass letztes Jahr bei der Polizei 25.511 Kraftwagendiebstähle einschließlich einer unbefugten Ingebrauchnahme angezeigt wurden – das sind im Schnitt fast 70 Diebstähle pro Tag. Seit der Wiedervereinigung ist das der drittniedrigste Wert.
Im Vergleich zum Vorjahr – 2021 waren es nur 21.584 derartiger Delikte – hat sich allerdings die Zahl der geklauten Autos, Lkws, Busse und anderer geklauter Kraftwagen um 18,2 Prozent erhöht, nachdem die Kraftwagendiebstähle seit 2016 sechs Jahre in Folge rückläufig waren.
Die meisten geklauten Kraftwagen seit der Wiedervereinigung gab es 1993. Damals wurden 214.836 Fälle polizeilich erfasst. Zudem wurden letztes Jahr wie auch im Jahr davor bundesweit jeweils nur rund 30,6 Prozent der Kraftwagendiebstähle und damit weniger als jeder dritte Fall aufgeklärt.
Die Diebstahlhäufigkeit in Relation zur Einwohnerzahl nimmt wieder zu
Betrachtet man die Diebstahlhäufigkeit anhand der Diebstahlrate in Relation zur Einwohnerzahl, wurden 2022 deutschlandweit im Schnitt 30,6 Kraftwagen pro 100.000 Einwohner geklaut, das ist gegenüber 2021 ein Anstieg um 18,1 Prozent.
Die Klaurate in 2022 ist seit der Wiedervereinigung ebenfalls der drittniedrigste Wert nach 2020 mit 28,4 und 2021 mit 26,0 gestohlenen Kraftwagen je 100.000 Einwohner. Die höchste Klaurate, nämlich 265,3 entwendete Kraftwagen pro 100.000 Einwohner, verzeichnete die Polizei im Jahr 1993.
In Bayern war die Diebstahlrate am niedrigsten
Doch nicht nur die zeitlichen, sondern auch die regionalen Unterschiede sind zum Teil sehr hoch. Auf Bundeslandebene ist die Diebstahlrate in Berlin mit 151,8 geklauten Kraftwagen pro 100.000 Einwohner am höchsten und in Bayern mit 11,0 entwendeten Kraftwagen je 100.000 Einwohner am niedrigsten. Damit war die Anzahl der Kraftwagendiebstähle in Relation zur Bevölkerung in Bayern 2,8-mal niedriger als im bundesweiten Durchschnitt und sogar 13,8-fach geringer als in Berlin.
Eine im Vergleich zum bundesweiten Durchschnitt niedrigere Klaurate gab es neben Bayern zudem in Baden-Württemberg (11,6), Hessen (17,1), Rheinland-Pfalz (20,3), Mecklenburg-Vorpommern (22,6), Niedersachsen (22,9), Thüringen (23,9) und in Schleswig-Holstein (25,7).
Über dem bundesweiten Durchschnitt lag die Diebstahlrate nicht nur in Berlin, sondern auch in Nordrhein-Westfalen (32,7), im Saarland (35,7), in Sachsen-Anhalt (36,0), in Sachsen (36,4), in Bremen (39,9), in Brandenburg (70,1) und in Hamburg (70,4).
Insgesamt verringerte sich die Diebstahlhäufigkeit nur in drei Bundesländern, nämlich um 0,8 Prozent in Brandenburg, um 1,7 Prozent in Rheinland-Pfalz und um 6,7 Prozent in Bremen. In allen anderen Bundesländern stieg die Klaurate. Besonders hoch war der Anstieg dagegen in Berlin mit plus 30,1 Prozent, im Saarland mit 31,2 Prozent sowie in Nordrhein-Westfalen mit 31,5 Prozent.
Regionen, die die Kraftwagendiebe besonders lieben
Noch deutlichere Unterschiede zeigen sich, wenn man die letztjährigen Diebstahlraten der 400 Landkreise, Kreise, Stadtkreise und kreisfreien Städte in Deutschland betrachtet. Die niedrigste Klaurate hatte der bayerische Landkreis Neustadt an der Waldnaab mit 2,1 gestohlenen Kraftwagen je 100.000 Einwohner, die höchste Diebstahlrate wies auch hier die kreisfreie Stadt Berlin mit 151,8 geklauten Kraftwagen pro 100.000 Einwohner auf.
In der Bundeshauptstadt wurden somit 72-mal mehr Kraftwagen pro 100.000 Einwohner gestohlen als in der Region mit der niedrigsten Klaurate. Von allen 400 Regionen hatten 317 Landkreise, Kreise, Stadtkreise und kreisfreie Städte eine niedrigere und 83 eine höhere Diebstahlrate als im deutschlandweiten Durchschnitt.
Letztes Jahr wiesen sogar 66 Regionen eine Klaurate von unter zehn gestohlenen Kraftwagen pro 100.000 Einwohner auf. Dagegen wurden in sieben Regionen mehr als 100 Kraftwagen je 100.000 Einwohner entwendet.
Die 20 Regionen mit den niedrigsten Diebstahlraten:
- Landkreis Neustadt an der Waldnaab (Bayern)/Diebstahlrate 2,1
- Landkreis Rottal-Inn (Bayern)/Diebstahlrate 2,5
- Kreisfreie Stadt Bayreuth (Bayern)/Diebstahlrate 2,7
- Landkreis Nürnberger Land (Bayern)/Diebstahlrate 3,5
- Kreisfreie Stadt Erlangen (Bayern)/Diebstahlrate 3,5
- Landkreis Donnersbergkreis (Rheinland-Pfalz)/Diebstahlrate 4,0
- Landkreis Odenwaldkreis (Hessen)/Diebstahlrate 4,1
- Landkreis Würzburg (Bayern)/Diebstahlrate 4,3
- Landkreis Forchheim (Bayern)/Diebstahlrate 4,3
- Landkreis Oberallgäu (Bayern)/Diebstahlrate 4,5
- Landkreis Straubing-Bogen (Bayern)/Diebstahlrate 4,9
- Landkreis Neumarkt in der Oberpfalz (Bayern)/Diebstahlrate 5,1
- Landkreis Wittmund (Niedersachsen)/Diebstahlrate 5,2
- Landkreis Bodenseekreis (Baden-Württemberg)/Diebstahlrate 5,5
- Landkreis Passau (Bayern)/Diebstahlrate 5,7
- Landkreis Marburg-Biedenkopf (Hessen)/Diebstahlrate 5,7
- Landkreis Donau-Ries (Bayern)/Diebstahlrate 5,9
- Landkreis Miesbach (Bayern)/Diebstahlrate 6,0
- Landkreis Main-Tauber-Kreis (Baden-Württemberg)/Diebstahlrate 6,0
- Landkreis Reutlingen (Baden-Württemberg)/Diebstahlrate 6,2
Die 20 Regionen mit den höchsten Diebstahlraten:
- Kreisfreie Stadt Leipzig (Sachsen)/Diebstahlrate 53,5
- Landkreis Bautzen (Sachsen)/Diebstahlrate 54,3
- Kreisfreie Stadt Speyer (Rheinland-Pfalz)/Diebstahlrate 55,4
- Kreisfreie Stadt Magdeburg (Sachsen-Anhalt)/Diebstahlrate 56,7
- Landkreis Oberhavel (Brandenburg)/Diebstahlrate 58,4
- Landkreis Potsdam-Mittelmark (Brandenburg)/Diebstahlrate 58,8
- Landkreis Uckermark (Brandenburg)/Diebstahlrate 63,1
- Landkreis Oberspreewald-Lausitz (Brandenburg)/Diebstahlrate 65,1
- Landkreis Märkisch-Oderland (Brandenburg)/Diebstahlrate 65,2
- Kreisfreie Stadt Hamburg (Nordrhein-Westfalen)/Diebstahlrate 70,3
- Kreis Heinsberg (Nordrhein-Westfalen)/Diebstahlrate 71,2
- Landkreis Teltow-Fläming (Brandenburg)/Diebstahlrate 78,8
- Kreis Aachen (Nordrhein-Westfalen)/Diebstahlrate 85,0
- Kreisfreie Stadt Frankfurt (Oder) (Brandenburg)/Diebstahlrate 104,1
- Landkreis Spree-Neiße (Brandenburg)/Diebstahlrate 108,1
- Landkreis Oder-Spree (Brandenburg)/Diebstahlrate 108,8
- Kreisfreie Stadt Cottbus (Brandenburg)/Diebstahlrate 124,0
- Landkreis Görlitz (Sachsen)/Diebstahlrate 128,5
- Landkreis Dahme-Spreewald (Brandenburg)/Diebstahlrate 133,1
- Kreisfreie Stadt Berlin (Berlin)/Diebstahlrate 151,8
Die größten Veränderungen
Die Diebstahlrate hat sich im Jahr 2022 im Vergleich zum Vorjahr in 255 Regionen und damit bei fast 64 Prozent der 400 Landkreise, Kreise, Stadtkreise und kreisfreien Städte erhöht. In 145 Regionen (36 Prozent) reduzierte sich die Diebstahlhäufigkeit.
Die größte Änderung gab es im bayrischen Landkreis Garmisch-Partenkirchen. Hier stieg die Klaurate von 2,3 auf 19,3 um 750 Prozent. Ebenfalls eine deutliche Erhöhung der Diebstahlrate verzeichneten die kreisfreie Stadt Speyer (Rheinland-Pfalz), nämlich von 11,8 auf 55,4 (plus 368 Prozent), und der bayrische Landkreis Fürth – hier erhöhte sich die Klaurate von 1,7 auf 8,4 um 397 Prozent binnen einem Jahr.
Dagegen reduzierte sich die Anzahl der Kraftwagendiebstähle pro 100.000 Einwohner am deutlichsten in den Landkreisen Donnersbergkreis (Rheinland-Pfalz) und Rottal-Inn (Bayern). Im Donnersbergkreis sank die Klaurate von 19,9 auf 4,0 (minus 80 Prozent) und in Rottal-Inn von 13,1 auf 2,5 (minus 81 Prozent).
Insgesamt gab es übrigens keinen Landkreis, keinen Kreis, keinen Stadtkreis und keine kreisfreie Stadt, in der nicht mindestens zwei Kraftwagen gestohlen wurden.
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