Kfz-Haftpflichtschäden: Die Fahrzeugarten mit der höchsten Schadenhäufigkeit

Die meisten Kraftfahrzeuge in Deutschland sind Pkws. Auch die Anzahl der mit Pkws herbeigeführten Kfz-Haftpflichtschäden und die insgesamt dabei verursachte Schadenhöhe ist im Vergleich zu allen anderen Fahrzeugarten am höchsten. Betrachtet man jedoch die Schadenhäufigkeit je Fahrzeugart anteilig zur jeweiligen Fahrzeuganzahl, zeigt sich, dass diese bei Lkws, Bussen und diversen Arbeitsmaschinen um ein x-Faches höher liegt als bei Autos.

Fast 2,9 Millionen Kfz-Haftpflichtschäden in einem Jahr

Jährlich veröffentlichen die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungs-Aufsicht (Bafin) und der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV) eine Jahresgemeinschaftsstatistik über den Schadenverlauf in der Kfz-Haftpflichtversicherung. Diese zeigt, wie viele Fahrzeuge und Anhänger es in Deutschland gibt, für die im Schnitt ein Jahr eine Kfz-Haftpflichtversicherung bestanden hat. Waren zwei Fahrzeuge jeweils nur ein halbes Jahr versichert, sind sie in der Statistik als ein Fahrzeug aufgeführt.

Zudem geht aus der Statistik die Anzahl der Kfz-Haftpflichtschäden und auch der Schadenaufwand, den die Kfz-Haftpflichtversicherer dafür zu erbringen hatten, hervor. Beim angegebenen Schadenaufwand sind jedoch die sonstigen Kosten für eine Schadenregulierung wie Anwalts- oder Gutachterhonorare noch nicht berücksichtigt.

Nach der aktuellen Jahresgemeinschaftsstatistik gab es in Deutschland im Jahr 2020 – neuere Daten liegen noch nicht vor – fast 65,40 Millionen Fahrzeuge, darunter auch Anhänger, die über eine Kfz-Haftpflichtversicherung abgesichert waren. Insgesamt wurden damit 2,87 Millionen Schäden verursacht, für die die Kfz-Haftpflichtversicherer im genannten Berichtsjahr aufkommen mussten. Der gesamte Schadenaufwand, den die Versicherer übernommen haben, betrug 11,35 Milliarden Euro. Der Schadendurchschnitt je Kfz-Haftpflichtschaden belief sich auf 3.949 Euro – ein neuer Rekordwert.

Knapp 71 Prozent aller Fahrzeuge sind Pkws

Von den 65,40 Millionen Fahrzeugen entfielen die meisten, nämlich fast 70 Prozent beziehungsweise 45,57 Millionen auf Pkws. Rechnet man noch die Campingwagen, Taxis und Mietwagen mit ein, waren es sogar knapp 71 Prozent oder 46,35 Millionen Autos. Mit weitem Abstand an zweiter Stelle und einem Anteil von knapp 11 Prozent lagen 7,13 Millionen Anhänger und Auflieger mit einer Kfz-Haftpflichtversicherung, darunter 5,60 Millionen Anhänger für den Werk- und Privatverkehr, knapp 732.000 Wohnanhänger und fast 386.000 Anhänger für den Güterverkehr.

Danach folgen 6,20 Millionen Krafträder verschiedener Arten – das entspricht rund 9 Prozent aller Fahrzeuge –, darunter 3,2 Millionen Krafträder und -roller (Motorräder und -roller), 712.000 Leichtkrafträder und -roller, aber auch knapp 1,93 Millionen Kleinkrafträder, Segways sowie Elektrokleinstfahrzeuge, fast 33.000 Pedelecs, 39.000 Trikes und 174.000 Quads.

Außerdem weist die Statistik für 2020 2,59 Millionen Lkws über 3,5 Tonnen zulässiges Gesamtgewicht und über 495.000 Lkws bis 3,5 Tonnen zulässiges Gesamtgewicht sowie 2,09 Millionen Zugmaschinen aus. Damit entfallen fast 8 Prozent aller Fahrzeuge auf Lkws und Zugmaschinen. Des Weiteren gab es laut Statistik über 43.600 Busse und knapp 504.000 sonstige Fahrzeuge wie Abschlepp-, Straßenreinigungs-, Feuerwehr- und Krankenwagen, Hub- und Gabelstapler, Mobilkräne und sonstige Arbeitsmaschinen – das ist jeweils unter ein Prozent aller Fahrzeuge.

Rund 78 Prozent der Schäden wurden mit Pkws verursacht

Den Großteil aller Kfz-Haftpflichtschäden, nämlich über 78 Prozent beziehungsweise 2,25 Millionen derartige Schäden, wurden durch Pkws inklusive Taxis, Campingfahrzeuge und Mietwagen verursacht. Im Detail entfielen 2,20 Millionen Kfz-Haftpflichtschäden auf normale Pkws – das sind fast 77 Prozent aller Kfz-Haftpflichtschäden –, weitere 20.200 Schäden auf circa 587.000 Campingfahrzeuge und Wohnmobile, rund 16.000 Schäden auf etwa 82.000 Taxen und 8.400 Schäden auf rund 113.000 Mietwagen.

Den zweiten Platz mit einem Anteil von 17 Prozent aller Schäden belegten die Lkws und Zugfahrzeuge mit insgesamt knapp 480.000 Kfz-Haftpflichtschäden.

Jeweils deutlich weniger als 2 Prozent aller Kfz-Haftpflichtschäden entfielen auf alle Kraftradarten von Motorrad bis hin zum S-Pedelec mit 47.000 Schäden, auf Anhänger und Auflieger mit 44.000 Schäden, auf sonstige Fahrzeuge und Arbeitsmaschinen mit 40.000 Schäden sowie auf Omnibusse mit weniger als 18.000 Kfz-Haftpflichtschäden.

Schadenhäufigkeit: 44 Kfz-Haftpflichtschäden pro 1.000 Fahrzeuge

Die Schadenhäufigkeit, also die Anzahl der Kfz-Haftpflichtschäden in Relation zur Anzahl der Fahrzeuge, lag im Schnitt bei 44 Kfz-Haftpflichtschäden pro 1.000 Fahrzeuge. Während bei der Anzahl der Schäden die Pkws an erster Stelle lagen, ergab sich bei der Schadenhäufigkeit je Fahrzeugart, ein deutlich anderes Bild. So gab es 2020 im Schnitt 49 Kfz-Haftpflichtschäden pro 1.000 zugelassene Pkws inklusive Campingfahrzeugen, Mietwagen und Taxen.

Deutlich höher lag die Schadenhäufigkeit bei allen Lkws und Zugmaschinen zusammen: Hier wurden im Schnitt 91 Schäden pro 1.000 Fahrzeuge dieser Fahrzeugart verursacht. Ebenfalls über dem Durchschnitt lag die Schadenhäufigkeit bei den Arbeitsmaschinen und sonstigen Fahrzeugen mit 79 Kfz-Haftpflichtschäden je 1.000 dieser Fahrzeuge.

Besonders hoch war die Schadenhäufigkeit auch bei Omnibussen, nämlich 338 Schäden je 1.000 Busse. Die niedrigste Schadenquote verzeichneten dagegen alle Kraftradarten zusammen mit 8 Schäden je 1.000 Krafträder sowie die Anhänger und Auflieger mit 6 Schäden je 1.000 Fahrzeuge dieser Art.

Müllwagen haben eine 13-fach höhere Schadenhäufigkeit wie Pkws

Untergliedert man die Fahrzeugarten noch in weitere Risiko- beziehungsweise Wagnisklassen (Wagniskennziffern – WKZ), zeigen sich noch größere Unterschiede: Die geringste Schadenhäufigkeit wiesen die Pedelecs (WKZ 009) mit Versicherungskennzeichen aus, mit ihnen wurden nur 3 Schäden je 1.000 Fahrzeuge dieser Art verursacht.

Bei den Krafträdern (WKZ 003) sowie den Kleinkrafträdern (WKZ 005) lag die Häufigkeit bei 7 beziehungsweise 8 Schäden je 1.000 Fahrzeuge dieser Art. Während 34 Kfz-Haftpflichtschäden pro 1.000 Campingfahrzeuge (WKZ 127) verursacht wurden, waren es mit normalen Pkws (WKZ 112) 48, mit Mietfahrzeugen (WKZ 162) 74 und mit Taxen (WKZ 150) sogar 195 Kfz-Haftpflichtschäden je 1.000 Fahrzeuge der jeweiligen Fahrzeugart.

Bei den Lkws hatten Lkws bis 3,5 Tonnen zulässiges Gesamtgewicht, die im Werkverkehr eingesetzt wurden (WKZ 251), die geringste Schadenhäufigkeit mit 78 Schäden je 1.000 Lkws. Die anteilig meisten Schäden, nämlich 466 Kfz-Haftpflichtschäden je 1.000 Lkws, gab es bei den Lkws ab 3,5 Tonnen zulässiges Gesamtgewicht, die im Güterverkehr fuhren (WKZ 361).

Die höchste Schadenhäufigkeit wies die Statistik übrigens für Straßenreinigungs- und Müllabfuhrfahrzeuge (WKZ 705) aus: Pro 1.000 Fahrzeuge dieser Art gab es 558 Schäden – das ist fast 13-mal höher als die durchschnittliche Schadenhäufigkeit aller Fahrzeugarten und die der Pkws.

Neuer Rekordwert bei der durchschnittlichen Schadenhöhe

Im Vergleich zum Vorjahr der Coronapandemie zeigt die Statistik zudem, dass sich die Auswirkungen der Coronamaßnahmen wie die reduzierte Mobilität im Straßenverkehr zum Beispiel durch vermehrtes Home-Office und weniger privaten Fahrten wegen Kontakteinschränkungen, auch bei den Kfz-Haftpflichtschäden bemerkbar gemacht haben.

Zwar ist von 2019 auf 2020 – dem ersten Jahr der Pandemie – die Anzahl der Fahrzeuge von 64,18 Millionen auf 65,40 Millionen Fahrzeuge leicht um knapp 1,9 Prozent gestiegen, allerdings ist die Anzahl der Kfz-Haftpflichtschäden von fast 3,46 Millionen in 2019 auf 2,87 Millionen in 2020 deutlich um 16,8 Prozent zurückgegangen.

Damit ist auch die Schadenhäufigkeit gesunken, nämlich von 54 (2019) auf 44 (2020) Schäden je 1.000 Fahrzeuge mit einer Kfz-Haftpflichtversicherung. Zwar hat sich zudem der gesamte Schadenaufwand um 11,3 Prozent reduziert – nämlich von 12,79 Milliarden Euro (2019) auf 11,35 Milliarden Euro (2020). Allerdings hat die durchschnittliche Schadenhöhe pro Kfz-Haftpflichtschaden einen neuen Rekordwert erreicht.

2019 lag der Schadendurchschnitt noch bei 3.702 Euro, 2020 waren es dann 6,7 Prozent mehr, nämlich 3.949 Euro. Grund dafür dürfte mitunter der Preisanstieg bei den Kfz-Ersatzteilen sein, zu denen auch die vermehrt in Pkws und Lkws verbauten Hilfs- und Assistenzsysteme vom Abstandssensor über den Parkassistenten bis hin zu zu Front- und/oder Rückwärtskameras gehören.

Zu allen Fachfragen rund um die Kfz-Versicherung ist die Fachabteilung Sach der SDV AG gerne für Sie erreichbar:
Telefon: 0821 71008 400
E-Mail: sach@sdv.ag

 

Auch für das Jahr 2022 haben wir wieder für alle interessierten Versicherungsmaklerinnen und Versicherungsmakler viele einzigartige Veranstaltungen geplant. Nutzen Sie die Chance und seien Sie ein Teil davon. Die Anmeldung für alle geplanten Termine 2022 ist ab sofort möglich.
Zur Anmeldung: Makler-meets-Company ONLINE
Zur Anmeldung: Makler-meets-Company ON THE ROAD
Zur Anmeldung: PARTNERTAGE