Kann die Aktienrente die gesetzliche Rente retten?
Bei der Altersvorsorge ihrer Kunden stehen Versicherungsmakler aktuell vor einer ganz besonderen Situation. Endlich steigen die Zinsen und viele Produkte werden attraktiver, gleichzeitig ist die Inflation so hoch wie lange nicht. Jeder Kunde überlegt einmal mehr, ob er den Euro jetzt ausgibt.
Fit, gesund, aktiv – so wünschen sich die meisten Menschen ihr Leben im Ruhestand. Doch um sich die Wünsche erfüllen zu können, braucht es ein finanzielles Polster. Darum kommt der Altersvorsorge, insbesondere mit der gesetzlichen Rente, eine große Rolle zu. Doch wie wird das deutsche Rentensystem der Zukunft aussehen?
Diese Frage beschäftigt Experten bereits seit geraumer Zeit. Die staatlich geförderten Riester- und Rürup-Renten beweisen ihre Versuche, die finanziellen Lücken im Ruhestand zu schließen. Allerdings sind sie weit davon entfernt,den größten Teil, nämlich die gesetzliche Rente als Umlagefinanzierung, zu lösen.
Der demografische Wandel schlägt bald schmerzhaft zu
Das umlagefinanzierte Rentensystem funktionierte bekanntermaßen so lange gut, wie es mehr Erwerbstätige als Rentner gab. Da die Geburtenrate hierzulande rückläufig war und noch immer zu wenig Kinder geboren werden und gleichzeitig die Zahl der Ruheständler steigt, geht die einstige Rechnung nicht mehr auf. Die Folgen des demografischen Wandels schlagen beim Rentensystem in ein paar Jahren schmerzhaft zu.
Noch immer hält die Regierung, zumindest in dieser Amtszeit, an bestimmten Parametern – nämlich der Höhe des Beitragssatzes bei 20 Prozent, des Mindestrentenniveaus bei 48 Prozent und des Renteneintrittsalters bei 67 Jahren – fest. Dabei weisen Experten, wie zuletzt im März 2022 das Institut für Finanz- und Aktuarwissenschaften (ifa), immer wieder darauf hin, dass diese versprochenen Haltelinien die Sozialsysteme extrem belasten. Zudem seien sie nicht generationengerecht.
Jochen Ruß, Alexander Kling und Andreas Seyboth werfen in ihren „Thesen zur Zukunft der Altersvorsorge in Deutschland“ unter anderem in den Ring, ob die Diskussion um die gesetzliche Rente noch insofern angebracht ist, den bisherigen Lebensstil der Menschen abzusichern. Es könne sogar nur noch darum gehen, Altersarmut zu vermeiden.
Rentenversicherungsbericht 2022 offenbart die finanzielle Misere
Ein Blick auf die Finanzen der gesetzlichen Rente offenbart die Misere der Zukunft. Dabei wird der „Rentenversicherungsbericht 2022“ von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) als „gut“ bewertet. So würde die Rentner auch im Jahr 2023 eine „spürbare Rentenerhöhung“ erwarten.
Tatsache ist: Aktuell übersteigen die Einnahmen die Ausgaben noch – doch nur durch einen Zuschuss aus Steuermitteln in Höhe von 81 Milliarden Euro. Und dieser Zuschuss wird stark steigen, wenn die sogenannte Babyboomer-Generation demnächst ihren Ruhestand erreicht. Dem Rentenbericht zufolge wird in der mittleren Berechnungsvariante, bei der sich Löhne, Gehälter und Arbeitnehmerzahlen mittelstark ändern, der Beitragssatz im Jahr 2027 bereits von 18,6 auf 19,3 Prozent und auf 20,2 Prozent im Jahr 2030 steigen. Am Ende der Vorausberechnung im Jahr 2036 könnten 21,3 Prozent erreicht werden.
Muss das Renteneintrittsalter angehoben werden?
Gleichzeitig wird das Sicherungsniveau von derzeit 48,1 Prozent sinken: bis 2036 auf 44 Prozent. Und das Renteneintrittsalter soll von derzeit 67 Jahren analog zur Lebenserwartung steigen. Allerdings zeigte eine Umfrage des Deutschen Instituts für Altersvorsorge gemeinsam mit dem Internetportal finanzen.de, dass für die Hälfte der Bundesbürger noch 65 Jahre als die Grenze zum Übertritt in den Ruhestand als Wunschalter gilt.
Seit die abschlagsfreie Rente mit 63 Jahren im Jahr 2014 für alle ab 1952 Geborenen eingeführt wurde, stellen die künftigen Rentner viel mehr Anträge als erwartet. Ferner bergen viele Jobs, insbesondere körperliche, das Risiko, nicht bis zu diesem Alter gesund genug zu bleiben, um die täglichen Aufgaben bewältigen zu können.
Zunächst zehn Milliarden für die Aktienrente
Die Aktienrente als kapitalgedecktes System soll es nun richten. Doch kann sie das? Wohl nicht, oder jedenfalls nicht allein. Um hier voranzukommen, wurden im Koalitionsvertrag zunächst zehn Milliarden Euro dafür vereinbart. Die ifa-Autoren Ruß, Kling und Seyboth begrüßen grundsätzlich mehr Kapitaldeckung. Doch sollte es, so die Experten, nicht um ein „Entweder-oder“ gehen, sondern um ein „Sowohl-als-auch“. Beide Systeme wären für unterschiedliche Risiken anfällig, und diese Risiken sollten gestreut werden. Es gelte, sie parallel einzusetzen und aufeinander abzustimmen.
Allerdings, so die Warnung des ifa, müsste der Kapitalstock möglichst zügig umgesetzt werden, da das Prinzip Zeit brauche, um sich zu entwickeln. Die „Belastung der 2030er-Jahre“ würde damit aber nicht gemeistert werden. Die Riester-Rente könne hier einen wichtigen Beitrag leisten. Sie leiste, auch in den rentennahen Jahrgängen, einen signifikanten Beitrag zur Sicherung des Lebensstandards im Alter. Sie müsse daher dringend gestärkt werden.
Privat vorsorgen ist wichtiger denn je
„Neben der gesetzlichen Rente, den staatlich geförderten Riester- und Rürup-Renten sowie der betrieblichen Altersvorsorge muss sich jeder ein privates Polster aufbauen, um später seinen gewohnten Lebensstandard beibehalten zu können“, sagt Stefan Röltgen, Leiter des Inhouse-Maklervertriebs der SDV AG. „Die selbst genutzte Immobilie steht bei den Bundesbürgern nach wie vor ganz oben auf der Liste“, so Röltgen weiter, „das belegen erneut die Ergebnisse des Altersvorsorge-Index des Deutschen Instituts für Vermögensbildung und Alterssicherung (DIVA) im Dezember 2022.“
64 Prozent der Befragten nennen die selbst genutzte Immobilie als beliebteste Form zur Altersvorsorge. Die private Rentenversicherung mit Garantie landet direkt dahinter auf 63 Prozent. Etwas abgeschlagen, aber immer noch mit jeweils 52 Prozent, liegen die Immobilie zur Vermietung sowie Aktien, Aktienfonds und die indexgebundenen Exchange Traded Funds (ETFs).
„Aktuell braucht es bei den Kunden mehr Argumentationshilfe als früher, die Altersvorsorge angesichts der vielen aktuellen Unwägbarkeiten nicht aus den Augen zu verlieren. Gleichzeitig stecken viele Kunden aufgrund der Strom- und Gaspreiserhöhung zurück, weil ihnen wenig Spielraum bleibt, um zusätzliches Vermögen aufzubauen. Das Bewusstsein, eigentlich etwas tun zu müssen, ist aber durchaus da – nur der finanzielle Background fehlt oft“, beschreibt Röltgen.
„Daher unterstützen wir bei der SDV AG unsere Kooperationspartner mit entsprechenden Produkten und diversen Dienstleistungen, wie digitaler Unterstützung oder auch unserem neu eingeführten Inhouse-Maklervertrieb. Damit können sie ihren Kunden eine gute Basis für die Altersvorsorge liefern. Sparpotenziale werden erörtert und so Möglichkeiten für eine private Vorsorge geschaffen. Das fängt mit der Analyse der für den Kunden passenden Schicht im Vorsorgeprodukt an und geht bis hin zum Wechsel der GKV oder Umdeckungen in der Sachversicherung“, betont Stefan Röltgen.