NICHT ALLE DIAGNOSE-APPS SIND SINNVOLL – TECHNISCHE HILFSMITTEL IM GESUNDHEITSWESEN

Auch vor dem Gesundheitswesen macht die Digitalisierung keinen Halt. Neben den digitalen Patienten-akten, die schon längst eingeführt sein sollen, kommen immer mehr Gesundheits-Apps und ganz neu auch spezielle Diagnose-Apps auf den Markt.

Den Startschuss für den Boom der von der Bundesbeauftragten für den Datenschutz und die Informationssicherheit (BFDI) ausgemachten rund eine Million Apps mit gesundheitlichem Bezug gaben Fitness-Armbänder und Co. (die sogenannten Wearables). In der im August 2018 veröffentlichten Publikation „Gesundheits-Apps“ hat sich das BFDI mit dem Thema befasst. Ob Herzfrequenz oder Sauerstoffsättigung, Schrittanzahl oder verbrauchte Kalorien – alles Mögliche kann über die digitalen Helfer gemessen werden. Selbst Krankenkassen setzen diese Programme mittlerweile ein, um beispielsweise über Termine für die Vorsorge zu informieren.

Noch recht neu sind medizinische Applikationen, die sogar eine Diagnose stellen können. Es klingt ganz einfach: Man fühlt sich nicht wohl, öffnet eine App mit dem Smartphone oder dem Tablet zu Hause auf dem Sofa, beantwortet ein paar Fragen und schon bekommt man eine Diagnose. Dafür muss man sich nicht eine oder zwei Stunden lang in ein volles Wartezimmer setzen. Auch wenn diese Apps auf künstlicher Intelligenz beruhen und so aus jeder Frage und der dazugehörigen Antwort lernen, so mangelt es laut einem jüngst erschienenen Artikel im „Ärzteblatt“ an der Evidenz – der Beweisbarkeit der Diagnose. Allerdings sehen die Autoren des Beitrags auch Vorteile, so heißt es: „für Ärzte bieten die Diagnose-Apps […] einen effizienten und schnellen Zugang zu den in konkreten Situationen benötigten Informationen.“

Das kann zum Beispiel der Fall sein, wenn ein Diabetes-Patient weit weg von der Praxis des behandelnden Arztes wohnt und über eine entsprechende App seine aktuellen Zuckerwerte messen und direkt an ihn übermitteln kann. Medizin-Apps können also vor allem bei der Kontrolle bestehender Erkrankungen behilflich sein.

Was eine gute Medizin-App können sollte

Grundsätzlich sollten Laien Diagnose-Apps aber immer mit Skepsis begegnen. So kann etwa eine App anhand eines Fotos relativ zuverlässig feststellen, ob bei einem Hautfleck der Verdacht auf Krebs besteht. Eine Herzrhythmusstörung mit einer Handykamera zu ermitteln, klappt dagegen nur bedingt. Denn dazu misst die Kamera den Farbwechsel, den das im Finger pulsierende Blut erzeugt – und das hängt nicht nur von der im Smartphone integrierten Kamera ab, sondern auch davon, ob der Nutzer den Finger richtig auflegt.

Eine gute Medizin-App sollte also Bedienungsfehler wie diese durch verständliche Anleitungen weitgehend ausschließen, die Plausibilität von Eingaben prüfen und Nutzer bei unwahrscheinlichen Messwerten warnen.