Neuer Rekord bei den Firmeninsolvenzen

Noch nie war seit 1995 der Anstieg der Unternehmensinsolvenzen so hoch wie im letzten Jahr. Damit steigt auch das Risiko für solvente Firmen, selbst in finanzielle Schwierigkeiten zu geraten, nämlich dann, wenn zahlungsunfähige Kunden ihre Rechnungen nicht mehr begleichen. Umso wichtiger ist es, dass Unternehmen ihr Risiko minimieren, von Forderungsausfällen betroffen zu sein.

Fast 25 Prozent mehr Unternehmensinsolvenzen in 2023

Die Anzahl der Firmeninsolvenzen erhöhte sich letztes Jahr zum zweiten Mal in Folge, nachdem sie davor zwölf Jahre lang gesunken war. Insgesamt verzeichnete das Statistische Bundesamt (Destatis) für das Jahr 2022 14.590 Firmeninsolvenzen. Laut einer Prognose des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV) könnten es in 2023 jedoch sogar bis zu 18.200 Unternehmensinsolvenzen sein – das entspricht sogar einer Steigerung von fast 25 Prozent.

Ein Blick in die monatliche Insolvenzstatistik der Destatis erhärtet die GDV-Prognose. Demnach gab es von Januar bis November 2023 knapp 16.300 Firmeninsolvenzen – für Dezember 2023 liegen noch keine Werte vor. Das waren fast 24 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres und damit der bisher höchste Anstieg seit 29 Jahren.

Die Gründe dafür: unter anderem hohe Material- und Energiepreise

Diese Entwicklung zeigt sich auch bei den Kreditversicherern. Bereits letzten Dezember war nach Angaben von Thomas Langen, Vorsitzender der Kommission Kreditversicherung im GDV, klar ersichtlich, dass es 2023 „deutlich mehr und deutlich höhere Schäden durch Insolvenzen und Zahlungsverzögerungen“ geben wird als im Vorjahr. Langen betonte zudem: „Aktuell gehen wir für das Gesamtjahr 2023 von Leistungen der Kreditversicherer von über 1,2 Milliarden Euro aus. Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein Anstieg um rund 44 Prozent.“ Und das, obwohl bereits 2022 die Zahlungsfälle um circa 50 Prozent gestiegen sind.

Auch für 2024 erwarten die Kreditversicherer einen Anstieg der Insolvenzen um rund zehn Prozent. „Nach Jahren sinkender Insolvenzzahlen hat sich der Trend gedreht“, wie Langen betont. Den Grund dafür verortet die stellvertretende GDV-Hauptgeschäftsführerin Anja Käfer-Rohrbach in der aktuell schwierigen wirtschaftlichen Lage, in der sich Deutschland aktuell befindet. Wachstumsbremsen seien unter anderem die konjunkturelle Schwäche wie auch der Fachkräftemangel.

„Natürlich gibt es diese Probleme überall. Gerade Deutschland ist aber von vielen dieser Faktoren besonders betroffen“, so Käfer-Rohrbach weiter. Insbesondere die hohen Energiepreise sind laut Käfer-Rohrbach dafür verantwortlich, dass „ganze Wirtschaftszweige, wie etwa die Chemieindustrie, vor großen Herausforderungen“ stehen.

Auch die anhaltend hohen Energie- und Materialpreise sind für die Kreditversicherer weitere Gründe, warum die Insolvenzzahlen vermutlich auch in 2024 ansteigen werden. Langen betont zudem: „Für viele Betriebe werden die großzügig verteilten Staatsgelder der Vergangenheit jetzt zum Bumerang. Die Rückzahlungen der Hilfen und teils verschleppte Anpassungen des Geschäftsmodells führen bei dauerhaft steigenden Zinsen in die finanzielle und wirtschaftliche Sackgasse.“

Besonders betroffen: Baubranche, Dienstleistungs- und Handelsfirmen

Nach Angaben der Kreditversicherer gab es letztes Jahr die meisten Insolvenzen in der Baubranche, im Dienstleistungssektor und im Handel. Doch auch der bisher von Insolvenzen wenig betroffene Gesundheitsbereich war auffällig. Der Grund, warum zum Beispiel auch immer mehr Kliniken in finanzielle Schwierigkeiten geraten, sieht Käfer-Rohrbach in den „steigenden Energie-, Personal- und Materialkosten, bei gleichzeitig sinkender Auslastungsquote“. Inwieweit die geplante, aber noch nicht in Kraft getretene Krankenhausreform eine Verbesserung bringt, muss sich erst noch zeigen.

Ein weiteres Problem könnte für die Firmen laut GDV die von der EU geplante Änderung der Zahlungsverzugsrichtlinie werden. Nach der bisherigen Richtlinie durfte das Zahlungsziel zwischen Unternehmen maximal 60 Tage betragen, außer beide Vertragspartner vereinbarten ausdrücklich eine andere Frist. Laut einem Vorschlag der EU-Kommission sollte im Rahmen mit einer geplanten Zahlungsverzugsverordnung festgelegt werden, dass Unternehmen innerhalb maximal 30 Tagen ihre Rechnungen begleichen müssen – ohne Ausnahmen, anderenfalls drohen hohe Strafzinsen.

Für viele Unternehmen würde diese Neuregelung laut Langen zu erheblichen Liquiditätsproblemen und einem erhöhten Insolvenzrisiko führen, denn nach Angaben des GDV liegt hierzulande das Zahlungsziel aktuell im Schnitt bei 32 Tagen und in anderen EU-Ländern ist es zum Teil noch deutlich höher.

Wie sich das Forderungsausfallrisiko minimieren lässt

Grundsätzlich kann es für eine Firma selbst zum finanziellen Problem werden, wenn Rechnungen, die sie an ihre Kunden – sei es ein Großkunde oder mehrere kleine Kunden – gestellt hat, nicht bezahlt werden, beispielsweise weil diese Geschäftspartner insolvent sind. Deshalb kann es für Unternehmen existenziell sein, entsprechende Sicherungsmaßnahmen zu treffen, um Forderungsausfällen vorzubeugen.

Ein Baustein zur Risikominimierung ist laut Experten beispielsweise eine Vorabprüfung der Bonität des Kunden vor der Auftragsannahme. Bei Bestandskunden ist es sinnvoll, über längere Zeit deren Zahlungsverhalten zu analysieren, um Verhaltensänderungen, die auf finanzielle Schwierigkeiten hindeuten könnten, zu erkennen. Wichtig ist zudem ein konsequentes Forderungsmanagement, also unter anderem den Kunden zeitnah eine Mahnung zuzusenden, wenn er das ihm gesetzte Zahlungsziel überschritten hat. Doch trotz dieser Vorsichtsmaßnahmen kann es zu Zahlungsausfällen kommen.

Mit einer Kreditversicherung, wie beispielsweise einer Warenkredit- oder Forderungsausfallversicherung, können sich Unternehmen jedoch vor Zahlungsausfällen schützen, wenn Kunden im Rahmen eines B2B-Geschäftes wie Warenlieferungen oder bezogene Werk- und Dienstleistungen ihre Rechnungen nicht bezahlen.

Je nach Vertragsvereinbarung prüfen diese Kreditversicherungen die Bonität der Kunden des versicherten Unternehmens, um bereits im Vorfeld das Risiko von Zahlungsausfällen zu minimieren, und bieten eventuell auch einen Inkassoservice. Tritt ein Forderungsausfall ein, beispielsweise weil der Kunde insolvent ist, ersetzt der Kreditversicherer die ausstehende Summe bis zur vereinbarten Versicherungssumme (Kreditlimit) abzüglich eines in der Police festgelegten Selbstbehaltes.

Zu allen Fachfragen rund um die Absicherung von Firmen ist die Fachabteilung Gewerbe der SDV AG gerne für Sie erreichbar:
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