Deutlich höhere Lebenshaltungskosten

Insgesamt sind bei den Privathaushalten im letzten Jahr die Konsumausgaben mehr als die Verbraucherpreise gestiegen. Eine repräsentative Befragung belegt zudem, dass seit Jahren die gleichen zwei Ausgabenbereiche für mehr als die Hälfte der Lebenshaltungskosten verantwortlich sind.

Haushalte gaben 8,5 Prozent mehr für den Konsum aus

Vor Kurzem hat das Statistische Bundesamt (Destatis) im Rahmen der Studie „Laufende Wirtschaftsrechnungen“ (LWR) statistische Informationen über die Einnahmen und Ausgaben privater Haushalte für das Jahr 2022 veröffentlicht. Ein Ergebnis ist, dass die Privathaushalte von Arbeitnehmern und Nichterwerbstätigen wie Rentnern im Schnitt ein monatliches Nettoeinkommen von 4.056 Euro hatten.

Davon haben sie durchschnittlich 2.846 Euro jeden Monat für den Konsum beziehungsweise den Lebensunterhalt ausgegeben. Gegenüber dem Vorjahr ist das ein Plus von 8,5 Prozent beziehungsweise 223 Euro. Damit sind die Konsumausgaben laut Destatis deutlich höher gestiegen als die Verbraucherpreise, die sich im gleichen Zeitraum um 6,9 Prozent erhöht haben.

Die Daten basieren auf den Antworten von knapp 7.300 Haushalten, die bei einer repräsentativen Erhebung der Destatis teilnahmen. Nicht befragt wurden dabei Haushalte von Selbstständigen, Gemeinschaftsunterkünfte und Anstalten sowie Haushalte mit einem monatlichen Haushaltsnettoeinkommen von über 18.000 Euro.

Wohnen ist der teuerste Ausgabenposten

Zu den Ausgabenbereichen des Lebensunterhalts zählen beispielsweise das Wohnen inklusive Strom und Heizung, Lebensmittel, Bekleidung, Mobilität, Gesundheit und Freizeit. Nicht mitgerechnet wurden hier Aufwendungen für Versicherungen, direkte Steuern wie Hunde- oder Erbschaftsteuer, Geldgeschenke und -spenden, Tilgung für Kreditraten sowie Ausgaben für die Bildung von Geldvermögen (Sparbeträge).

Der größte Posten bei den Lebenshaltungskosten entfiel, wie auch in den Jahren davor, auf den Wohnbereich. Konkret gaben die Privathaushalte letztes Jahr hierfür im Schnitt 1.025 Euro und damit 36,0 Prozent der kompletten Konsumausgaben aus. Das ist gegenüber dem Vorjahr eine Steigerung um 6,1 Prozent.

Im Detail wendeten die Haushalte 834 Euro für das Wohnen, also für die Miete und Ähnliches, auf sowie 194 Euro für die Wohnenergie wie Strom und Heizung. Gegenüber dem Jahr 2021 sind die reinen Wohnausgaben um 2,8 Prozent gestiegen. Die Wohnenergiekosten legten im gleichen Vergleichszeitraum allerdings um 23,3 Prozent zu.

Die Hälfte der Konsumausgaben entfällt auf zwei Bereiche

Auf Platz zwei der teuersten Lebenshaltungsbereiche im Jahr 2022 lagen Nahrungs- und Genussmittel. 417 Euro und damit 14,3 Prozent der gesamten Konsumausgaben wendeten die Haushalte dafür auf, was gegenüber 2021 einer Steigerung um 3,7 Prozent entspricht. Für die beiden größten Konsumbereiche zusammen gaben die Haushalte mehr als die Hälfte, nämlich 50,6 Prozent der aufgewendeten Lebenshaltungskosten aus.

Bereits seit dem Jahr der Coronakrise 2020 fließt mehr als jeder zweite Euro, den die Privathaushalte der abhängig Beschäftigten und der nicht Erwerbstätigen für ihren Lebensunterhalt aufwenden, in die Bereiche Wohnen und Nahrungsmittel.

Der Anteil war in den Jahren 2020 mit 51,2 Prozent und 2021 mit 52,1 Prozent sogar noch höher als 2022. In den beiden vorangegangenen LWR-Studien aus den Jahren 2017 und 2019 entfiel mit 49,4 Prozent und 48,4 Prozent noch nicht jeder zweite Euro auf diese Konsumposten.

Ende der Coronakrise zeigt sich auch bei bestimmten Ausgaben

Auf Platz drei der höchsten Konsumausgaben liegen mit 347 Euro Aufwendungen für den Verkehr, wie Kosten für öffentliche Verkehrsmittel und Ausgaben für ein privatgenutztes Auto wie für Leasingraten, Wartung, Reparatur und Kraftstoffe. Das sind 12,2 Prozent der Lebenshaltungskosten. Gegenüber dem Vorjahr haben sich die Aufwendungen hier um 7,8 Prozent erhöht.

Zu den weiteren monatlichen Ausgabeposten zählten Aufwendungen für Freizeit, Sport und Kultur wie Pauschalreisen, Spielwaren, Sportausrüstung, Haustiere, Bücher, Reisen, Kino oder Theater mit 245 Euro (8,6 Prozent der Konsumausgaben). In diesem Bereich sanken die Ausgaben gegenüber 2021 am stärksten, nämlich um 4,0 Prozent.

Außerdem haben die Privathaushalte 177 Euro (6,2 Prozent der Konsumausgaben) für Gastronomie- und Beherbergungsdienstleistungen, also Restaurantbesuche oder Hotelübernachtungen, aufgewendet. Das waren 56,6 Prozent mehr als im Vorjahr. „Neben der Energiekrise wirkte sich im Jahr 2022 auch der Wegfall fast aller Corona-Beschränkungen auf die Konsumausgaben der privaten Haushalte aus. Dies zeigte sich besonders bei den Ausgaben für Gastronomie- und Beherbergungsdienstleistungen“, wie die Destatis betont.

74 Prozent mehr Informations- und Kommunikationsausgaben

Weitere 170 Euro – plus 1,8 Prozent zum Vorjahr – entfielen auf Inneneinrichtungen sowie Haushaltsgegenstände, was 6,0 Prozent der Konsumausgaben entspricht. Zudem gaben die Haushalte monatlich 122 Euro (4,3 Prozent der Konsumausgaben) für Information und Kommunikation aus, dazu zählen Aufwendungen für Telefone und Smartphones sowie Festnetz-, Mobilfunk- und Internetverträge. Dieser Ausgabenposten erhöhte sich von allen anderen Konsumbereichen mit einem Plus von 74,3 Prozent am meisten.

Durchschnittlich 118 Euro (4,1 Prozent der Konsumausgaben) wendeten die Haushalte ferner für die Gesundheit auf und damit 2,6 Prozent mehr als im Vorjahr. Darunter fallen unter anderem Ausgaben für Arzneimittel, Brillen, Hörhilfen und ärztliche oder zahnärztliche Zusatzkosten. Außerdem wurden 103 Euro (3,6 Prozent der Konsumausgaben) für Bekleidung und Schuhe ausgegeben, was einem Plus von 5,1 Prozent im Vergleich zu 2021 entspricht.

Des Weiteren entfielen 19 Euro und damit 0,7 Prozent der Lebenshaltungskosten auf Bildungsdienstleistungen, dazu zählen unter anderem Kosten für einen Nachhilfeunterricht oder die Kinderbetreuung. Dies waren um knapp 5,6 Prozent höhere Ausgaben als im Jahr davor.

Ferner gaben die Haushalte 103 Euro für sonstige Waren und Dienstleistungen aus, was 3,6 Prozent der Lebenshaltungskosten entspricht. Darunter fallen beispielsweise Schmuck, Uhren, Waren zur Körperpflege, Kosten für Friseur und Kontoführungsgebühren.

Anteilig zum Einkommen kostet für Singles der Lebensunterhalt am meisten

Betrachtet man die Haushaltsgröße, lag das monatliche Durchschnittsnettoeinkommen letztes Jahr bei einem Einpersonenhaushalt bei 2.439 Euro – plus 7,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Konsumausgaben betrugen 1.833 Euro.

Haushalte mit zwei Personen hatten ein Nettoeinkommen von durchschnittlich 4.624 Euro (plus 6,9 Prozent) und Lebenshaltungskosten von 3.239 Euro. Bei den Haushalten mit drei Personen lag das Durchschnittsnettoeinkommen bei 5.569 Euro (plus 3,6 Prozent) und die Konsumausgaben bei 3.760 Euro. Lebten in einem Haushalt vier Personen, lag das Nettoeinkommen bei 6.569 Euro (plus 6,3 Prozent) und die Lebenshaltungskosten bei 4.322 Euro. Haushalte mit fünf oder mehr Personen wiesen ein Durchschnittseinkommen von 6.928 Euro (plus 1,5 Prozent) und Konsumausgaben von 4.632 Euro auf.

Insgesamt wendeten die Singlehaushalte damit 75,2 Prozent für ihren Lebensunterhalt auf, während der Wert bei den Zweipersonenhaushalten bei 70,1 Prozent und bei den Haushalten mit drei oder mehr Personen zwischen 65,8 Prozent und 67,5 Prozent lag.

Ausschlaggebend dafür war in erster Linie, dass bei Singlehaushalten der Anteil von allen Konsumausgaben für das Wohnen und die Wohnenergie mit 41,0 Prozent am größten ist. Bei einem Haushalt mit zwei Personen betrug der Anteil 35,4 Prozent, mit drei Personen 33,4 Prozent, mit vier Personen 32,6 Prozent und bei Haushalten mit fünf und mehr Personen lag er bei 31,6 Prozent. Bei allen anderen Bereichen der Konsumausgaben wichen die Anteile je nach Haushaltsgröße nur um maximal rund zwei Prozentpunkte ab.

Die Studie verdeutlicht unter anderem, dass die Haushalte einen Großteil ihres Einkommens für den laufenden Lebensunterhalt aufwenden (müssen). Als Haupt- oder Alleinverdiener eines Haushaltes ist es daher umso wichtiger, das Risiko von Einkommenseinbußen zu minimieren, da die gesetzliche Absicherung beispielsweise bei Weitem nicht ausreicht, um den Einkommensverlust aufgrund einer krankheits- oder unfallbedingten dauerhaften Erwerbsminderung auszugleichen.

Zu allen Fachfragen rund um die Einkommensabsicherung ist die Fachabteilung LV der SDV AG gerne für Sie erreichbar:
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