Die Deutschen zeigen eine riskante Prioritätensetzung in Sachen Versicherungen

Die deutsche Bevölkerung gilt im Allgemeinen oft als überversichert. Doch wer genau hinschaut, entdeckt eine manchmal riskante Prioritätensetzung bei den Policen. Denn was den Deutschen so wertvoll ist, dass sie es gut absichern, ist nicht vorwiegend Leib und Leben, sondern sind Dinge.

Vollkaskomentalität in Deutschland – stimmt das?

Laut Verbraucherschützern gibt jeder Deutsche jährlich ca. 2000 Euro für Versicherungen aus. Abgesichert wird dabei alles Mögliche – ob sinnvoll oder nicht, scheint auf den ersten Blick irrelevant. Doch ein genaueres Hinsehen lohnt sich. Im Jahr 2018 hat das Statistische Bundesamt insgesamt 60 000 Haushalte hinsichtlich ihres Konsumverhaltens befragt. Es war die umfangreichste Befragung dieser Art in Deutschland. Das Ergebnis zeigt einen aussagekräftigen Einblick auf die Verbreitung der unterschiedlichen Versicherungsarten.

BU-Versicherung ist nur in einem Viertel der Haushalte vertreten

Am häufigsten besitzen deutsche Haushalte eine private Haftpflichtversicherung, genauer gesagt, gibt es diese Police in 83 Prozent der Haushalte. Das überrascht kaum, immerhin ist das Risiko, einem Dritten massiv zu schaden, für jeden Menschen eine ziemlich reale Bedrohung seiner Existenz. In der Reihenfolge der wichtigen Versicherungen folgen im Anschluss die Kfz-Versicherung, die in 81 Prozent der Haushalte vorhanden ist und an dritter Stelle die Hausratversicherung, über die 76 Prozent verfügen.

Abgeschlagen ist die Rechtsschutzversicherung mit 46 Prozent Vorkommen sowie die private Unfallversicherung, über die immerhin noch 42 Prozent der Haushalte verfügen. Nur knapp ein Viertel der Haushalte – exakt 26 Prozent – haben eine Berufsunfähigkeitsversicherung und die Risikolebensversicherung ist noch weniger oft vorhanden, nämlich bei 17 Prozent.

Risikoneigung ist zu hinterfragen

An dieser Stelle ist der Punkt erreicht, an dem die Risikoeinschätzung der Deutschen dann doch zu hinterfragen ist. Es ist unbestritten, dass eine Hausrat- oder Rechtsschutzversicherung eine sinnvolle Absicherung ist, das Risiko in finanzieller Hinsicht steht bei diesen Policen jedoch in keinem Verhältnis zu dem einer Berufsunfähigkeitsversicherung.

Schaut man sich die Kriminalstatistik im Jahr 2019 genauer an, so sieht man knapp 95 000 Einbrüche im gesamten deutschen Bundesgebiet. In der Folge wurden von den Versicherern an die betroffenen Kunden gesamt 300 Millionen Euro ausbezahlt, das macht einen durchschnittlichen Schaden von 3200 Euro. Das ist mit Sicherheit kaum existenzbedrohend.

Absicherung der eigenen Arbeitskraft wird unterschätzt

Forscher des Institutes für Arbeitsmarkt und Berufsforschung, kurz IAB, haben berechnet, dass ein Beschäftigter im Laufe seiner Berufstätigkeit abhängig vom individuellen Bildungsabschluss zwischen 1 und 2,3 Millionen Euro verdient. Damit ist klar erwiesen, dass die eigene Arbeitskraft einen deutlich höheren Wert hat als materielle Dinge wie ein modernster Flatscreen-TV oder ein teures E-Bike oder das neue Auto.

Damit bietet sich Maklern eine Chance, ihren Kunden eindringlich klar zu machen, was die wirklich existentiellen Risiken im Leben sind und wie sie gut abgesichert werden können. Denn eines zeigen Statistik und Umfragen – die Deutschen haben nicht zu viele Versicherungen, sondern setzen meist einfach die falschen Akzente.