Es war lange ruhig um die Riester-Rente als private Vorsorge für den Ruhestand und ihre notwendigen Veränderungen. Nun startet die Politik einen ersten Reformdialog mit der Versicherungswirtschaft und den Verbraucherschützern. In Bezug auf Erstgenannte ist dies nicht nur Chance, sondern auch Risiko.
Dialogprozess gestartet
Vergangene Woche wurde der Dialogprozess bezüglich der Zukunft der Riester-Versicherung in Gang gesetzt – immerhin ist dies ein Programmpunkt im Koalitionsvertrag der GroKo. Die Einladung erfolgte vom Bundesfinanzministerium, die unter anderem Vertreter des GDV sowie Verbraucherschützer des vzbv an einen Tisch brachte.
Von den Ergebnissen drang nichts nach außen, doch es herrschte Konsens, dass die Riester-Rente dringend Reformbedarf hat. Die Gesprächspartner halten allerdings fest, dass das Drei-Säulen-Modell bestehen bleibt und in dessen Rahmen die private Altersvorsorge weiter entwickelt und vor allem gerechter gestaltet werden muss.
Bedeutung der Riester-Rente als Vorsorgeprodukt erwiesen
Die Bedeutung, die die Riester-Rente zur Altersvorsorge hat, ist deutlich zu sehen. Immerhin gibt es laut Finanzministerium einen Vertragsbestand von 16,5 Millionen, wobei die Tendenz in der kürzeren Vergangenheit eher nach unten zeigte. Gerade die Versicherungsverträge sind seit einiger Zeit rückläufig und weisen einen Bestand von nur mehr 10,764 Millionen auf. Im Jahr 2014 lag diese Zahl noch bei mehr als 11 Millionen.
Chance für Versicherer
Die quasi Wiederbelebung der privaten Vorsorge mit dem Modell Riester soll mit einer Fortentwicklung des bestehenden Systems erfolgen. Es soll als Gegenbeispiel zur Deutschlandrente, die aus Hessen forciert wird, und der Extra-Rente dienen. Die Versicherer haben dazu ein 5-Punkte-Programm entwickelt, das unter anderen vereinfachte Zulageverfahren sowie die Schaffung unkomplizierter und kostengünstiger Standardprodukte sowie die Öffnung der geförderten privaten Altersvorsorge für alle vorsieht. Ebenso gehört eine Lockerung der Bruttobeitragsgarantie zu den Forderungen der Versicherer. Zuletzt hat sich der GDV dabei für eine Senkung auf 80 Prozent stark gemacht.
Verbraucherschützer setzen auf staatlich organisierte Alternative
Der vzbz hat sich zur gewünschten Reform der Riester-Versicherung bereits im vorigen April geäußert. Demnach ist eine Extrarente gewünscht, die als staatlich-organisierte Alternative zu den privaten Anbietern gestaltet sein soll. Das Modell versteht sich als Opt-Out Lösung, bei dem der Arbeitnehmer fünf Prozent seines Lohns automatisch und vollständig in Aktienfonds einzahlt. Diese werden von einem öffentlich-rechtlichen Träger ausgewählt. Erreicht der Arbeitnehmer das 50. Lebensjahr soll das bisher angesparte Vermögen anschließend in Anlageformen, die geringere Schwankungen aufweisen, umgeschichtet werden.
Ball liegt bei der Politik
Während die SPD und damit auch Finanzminister Olaf Scholz auf eine Stärkung der gesetzlichen Rente setzen möchte, hat die CDU vor kurzem acht Punkte entwickelt, mit denen die private Altersvorsorge in wesentlichen Fragen deutlich verbessert werden soll. Riester soll infolgedessen vereinfacht und damit attraktiviert werden.
Mit den Vorschlägen der Kanzlerpartei ist auch ein Ultimatum für die privaten Anbieter verbunden. Kommt es innerhalb der auf die Verabschiedung der Reform folgenden drei Jahre zu keiner Steigerung der abgeschlossenen Verträge um 30 Prozent, richtet auch die CDU ihren Focus auf ein staatlich organisiertes Vorsorgeprodukt.
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