Nützliche Informationen für Allergiker

Allergien werden vielfach unterschätzt. Zum einen ist fast jeder Dritte im Laufe seines Lebens davon betroffen, zum anderen ist ein solches Leiden nicht nur lästig, sondern kann unter Umständen sogar lebensgefährlich sein. Umso wichtiger ist es, zu wissen, wie man eine Allergie erkennt und welche Präventivmaßnahmen und Behandlungsmöglichkeiten sinnvoll sind.

Allergien – weitverbreitet und nicht immer ungefährlich

Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) erkranken mehr als 20 Prozent der Kinder und mehr als 30 Prozent der Erwachsenen im Laufe ihres Lebens an mindestens einer Allergie. Damit sind Allergien die weltweit am häufigsten verbreitete chronische Erkrankung.

Und sie können durchaus gefährlich sein: „Es gibt immer wieder Todesfälle durch die Folgen einer Insektengift- oder Nahrungsmittelallergie. Dennoch werden Allergien nach wie vor häufig trivialisiert und verharmlost“, warnt Professor Torsten Zuberbier, Vorsitzender der gemeinnützigen Europäischen Stiftung für Allergieforschung (ECARF).

Hierzulande litt fast ein Drittel der Erwachsenen innerhalb von zwölf Monaten an mindestens einer Allergie, wobei Frauen mit 35 Prozent häufiger betroffen waren als Männer mit 27 Prozent. Dies zeigt die 2021 veröffentlichte bundesweiten Befragungsstudie „Gesundheitliche Lage von Erwachsenen in Deutschland“ (GEDA 2019/2020-EHIS) des RKI.

Die Allermeisten leiden übrigens an einer Pollenallergie. Prinzipiell kann aber jeder Mensch eine Allergie haben oder entwickeln, egal ob jung oder alt, und das von heute auf morgen oder auch schon von Geburt an.

Die Ursachen allergischer Reaktionen

Ganz grundsätzlich handelt es sich bei einer allergischen Reaktion um eine fehlgeleitete, überschießende Antwort des Immunsystems auf körperfremde, aber eigentlich unschädliche Substanzen. Stoffe, die eine derartige Reaktion auslösen, werden Allergene genannt.

Es gibt zahlreiche Allergene. Dazu gehören zum Beispiel Pollen, Hausstaubmilben, Schimmelpilze, Tierhaare, Metalle wie Nickel und Chrom, Wolle, Nahrungsmittel wie Nüsse, Mehlstaub oder Eier, Arzneien, beispielsweise mit Penicillin, Insektengifte, Pflanzen und Früchte, aber auch Farb-, Duft- und Konservierungsstoffe oder Bestandteile im häuslichen Umfeld wie in Möbeln oder Bodenbelägen. Ganz grundsätzlich gilt: Oftmals reichen bereits kleinste Mengen eines Allergens, um eine entsprechende Reaktion auszulösen.

Große Einschränkungen, immenser Schaden

Allergische Erkrankungen gehen oft einher mit einer deutlichen Einbuße bei der Lebensqualität für die Betroffenen und zum Teil hohen direkten und indirekten Krankheitskosten, beispielsweise ausgelöst durch eine häufigere Inanspruchnahme von Diensten aus dem Gesundheitssystem, begleitet von einer dauerhaften Einnahme von Medikamenten und einhergehend mit Fehlzeiten in der Arbeit.

Die volkswirtschaftlichen Kosten sind enorm. „So beträgt der – bei korrekter Behandlung vermeidbare – wirtschaftliche Schaden in der EU etwa 100 Milliarden Euro“, so die ECARF.

Ein paar Beispiele: Infolge einer Allergie brechen deutschlandweit rund 30.000 Jugendliche ihre Ausbildung ab und jede zehnte Krankschreibung geht laut ECARF mittlerweile auf eine Allergie zurück. Trotz all dieser negativen Folgen werden nach Angaben der ECARF lediglich zehn Prozent der Menschen mit Allergien richtig behandelt – und das, obwohl es laut den Experten zuverlässige und effektive Behandlungsmöglichkeiten gebe.

Schutz und Vorbeugung

Einen hundertprozentigen Schutz davor, dass man eine Allergie entwickelt, gibt es nicht. Dennoch sind einige Faktoren in diesem Zusammenhang von Bedeutung. So erhöht beispielsweise das Rauchen – egal ob aktiv oder passiv – das Risiko, an allergischem Asthma zu erkranken, deutlich.

Umgekehrt deuten Studien darauf hin, dass Kinder, die mit Haustieren oder auf einem Bauernhof groß werden, seltener mit einer Nahrungsmittelallergie, einer Hausstaubmilbenallergie oder mit Asthma zu kämpfen haben.

Anscheinend hat auch die Ernährung einen großen Einfluss darauf, ob Kinder eine Allergie entwickeln oder nicht – das gilt für die Ernährung der Mutter während der Schwangerschaft und dann weiter für die Ernährung des Kindes in den ersten Lebensjahren. Außerdem zeigen Studien, dass Kinder, die per Kaiserschnitt zur Welt kommen, ein höheres Allergierisiko haben im Vergleich zu Kindern, die auf natürlichem Weg geboren werden. Detaillierte Informationen zu dieser Gesamtthematik liefert der Webauftritt www.allergieinformationsdienst.de des Helmholtz Zentrums München.

Nicht zu vernachlässigen ist allerdings auch die genetische Veranlagung für Allergien: Hat ein Elternteil eine Allergie, so liegt das Risiko für das Kind, an einer Allergie zu erkranken, bei 20 bis 40 Prozent. Haben hingegen beide Eltern die gleiche Allergie, steigt das Risiko für das Kind auf 60 bis 80 Prozent, so die ECARF.

Von lästig über stark einschränkend bis lebensbedrohlich

So vielfältig die Allergene sind, so vielfältig sind auch die individuellen Krankheitsbilder bei einer betroffenen Person. Sie reichen von tränenden Augen und einer laufenden Nase über schlimme Hautausschläge bis hin zum lebensbedrohlichen allergischen Schock, beispielsweise ausgelöst durch einen Insektenstich.

Jährlich sterben laut dem Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) hierzulande rund 20 Personen infolge einer allergischen Reaktion auf Bienen-, Wespen- und Hornissenstiche. „Die tatsächliche Zahl liegt wahrscheinlich etwas höher, da allergische Reaktionen als Todesursache nicht immer erkannt werden“, so das IQWiG weiter, das auf seinem Webportal www.gesundheitsinformation.de ebenfalls detailliert über Vorbeugung, Symptome, Ursachen und Risikofaktoren, Verlauf, Diagnosemethoden und Behandlung von Allergien informiert.

Entsprechend umfassende Informationen liefert auch der bereits genannte Webauftritt www.allergieinformationsdienst.de des Helmholtz Zentrums München. Hier gibt es unter anderem eine Pollenflugvorhersage, denn wer genau weiß, wo und wann welche Pollen fliegen, hat es leichter, sich mit seinem Heuschnupfen darauf einzustellen. Apropos Heuschnupfen: In einer Studie wurde nachgewiesen, dass Luftschadstoffe wie Feinstaub und Stickoxide Birkenpollen chemisch so verändern, dass sie eine höhere Allergenität haben, also mehr und stärkere Reaktionen auslösen. Hinzu kommt der Fakt, dass Menschen in Großstädten häufiger auf Baum- und Gräserpollen reagieren als Menschen in Kleinstädten oder in Dörfern.

„Die höhere Rate an Sensibilisierungen gegen Pollen in luftverschmutzter Umgebung kann sowohl als Folge der Wirkung von Luftschadstoffen auf die Pflanzen und ihrer Pollen, aber auch auf eine gesteigerte Überempfindlichkeit der menschlichen Schleimhäute in Städten angesehen werden“, erklärt in diesem Zusammenhang Professor Karl-Christian Bergmann, Vorsitzender der Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst – PID.

Diagnose und Behandlung

Wer vermutet, an einer Allergie zu leiden, sollte sich an einen Arzt wenden und mithilfe eines oder mehrerer Tests der Frage nachgehen, ob und gegen welche Stoffe er allergisch ist. Derartige Allergietests werden von Fachärzten mit dem Schwerpunkt Allergologie angeboten. Meist sind dies Haut-, HNO-, Lungen- oder Kinderärzte.

Bei der Behandlung gibt es mehrere Ansätze. Die einfachste ist es, den Kontakt zu den Allergenen zu vermeiden. Wie gut dies möglich ist, hängt natürlich von der Art des Allergieauslösers ab. Während sich der Kontakt beispielsweise mit bestimmten Nahrungsmitteln oder anderen Stoffen leicht(er) vermeiden lässt, ist es bei Pollen, die in großer Zahl in der Luft vorkommen, kaum möglich.

Um allergische Symptome zu verhindern oder zumindest zu minimieren, werden auch diverse Medikamente angeboten, beispielsweise in Form von Nasensprays, Tabletten, Spritzen oder Salben. So bringen unter Umständen Kortisonsalben oder -cremes eine Besserung bei allergischen Hautreaktionen, spezielle Nasensprays hingegen helfen bei Heuschnupfen.

Eine weitere Behandlungsmethode ist die Hyposensibilisierung (spezifische Immuntherapie), die unter Umständen auch mehrere Jahre dauern kann. Dabei werden, ähnlich wie bei einer Impfung, immer wieder niedrige Dosen des Allergens unter die Haut gespritzt oder eingenommen. Diese Methode eignet sich beispielsweise bei einer Pollenallergie, einer Allergie gegen Hausstaubmilben oder Insektengift.

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